Hallo,
Hallo Donna,
sicher, der Hannes Wader ist nicht mehr so jung wie damals.
Das ist ein historisches Liedchen.
Aber der Hannes wird schon seine Erlebnisse gehabt haben, wenn er solch "Zeugs" sang...
Und irgendwie kann ich mir da auch was drunter vorstellen, wenn ich mich so an meinen ersten (Kurz-)Besuch in Nürnberg erinnere. Und das war ja nun tatsächlich nicht die Provinz, von der Wader sprach.
Na gut. Morgen nun 20 Jahre...
...vom 2. Versuch (je nach Zählweise - der Einfachheit halber setze ich den ersten 1871 - 1945 an, wobei das natürlich sehr vereinfacht ist).
Hier also eine kleine Würdigung.
Empfehlen kann ich zum Beispiel das hier:
Deutschland - eilig Vaterland (Video, ZDF)
Es gab zwei deutsche Staaten, aber 4 "Patenonkel und -tanten".
Sicher - die hatten alle ihre eigenen Vorstellungen.
Daß Herr Portugalow aus Moskau im Auftrag von Herrn Falin (ehemals sowjetischer Botschafter in Bonn, zu jenem Zeitpunkt dann Berater von Gorbatschow) nach Bonn reiste und Kohl zu einem frühen Zeitpunkt nach der Grenzöffnung Appetit auf die deutsche Einheit machte, ist interessant.
Einige behaupteten, daß Herr Gorbatschow die DDR an die Bundesrepublik verkauft hat.
Nachträglich muß man sagen, daß da ein klein wenig was dran ist. Natürlich wollten viele DDR-Leute die DDR loswerden und die D-Mark und die passenden Autos bekommen, aber die damalige Sowjetunion hat auch noch einiges abkassiert. Einen Kredit (der natürlich zurückgezahlt werden mußte und dann auch später unter Putin zurückgezahlt wurde) und Milliarden für den Abzug der Streitkräfte. Wobei Gorbatschow selbst nicht interessiert war an einer schnellen Einheit, sondern mehr seine Berater.
In dem Film wird die ganze HiStory gut und komprimiert geschildert.
Ich war nicht daran interessiert ein "Gesamt"deutscher zu sein und zu werden.
Mir reichte die "größte DDR der Welt" - ich war Deutscher und gut. Allerdings wollte ich ein demokratisches und modernes Land und eine offene und kreative Gesellschaft und hatte mit dem Mief, mit den (Aus-)Reisebeschränkungen und mit den Bespitzelungen, nichts am Hut.
Nur, wie kann man dem Geltung verschaffen, wenn einem ein riesiger (damals kannte ich ja die konkreten Dimensionen noch nicht, aber die Gebäude waren ja nicht zu übersehen) Sicherheitsapparat gegenüber steht ?
Daß die Aktivitäten der Bürgerrechtler, die zu großen Teilen Ähnliches wollten - nicht zu diesem Ziel führen werden, war mir vorher und erst recht seit Beginn der Unruhen 1989 klar.
Warum sollte sich denn ein so vitaler Bundeskanzler Kohl die DDR entgehen lassen, wenn die Chance besteht und kommt ?
(zumal seine Frau, was ich damals noch nicht wußte, aus Leipzig stammte, genauso wie Herr Genscher aus Halle kam).
Als Gorbatschow Mitte der 80er an die Macht kam, schimmerte ein wenig Hoffnung auf.
Ohne dieses bevölkerungsreichste Land im Ostblock war eine mögliche Zukunft
einer Ostblock-Entwicklung kaum denkbar. Gorbatschow wollte Demokratie, allerdings
krachte dann dort die Wirtschaft erst einmal ein. Das war logisch, da dort jahrzehntelang alles per Kommandowirtschaft mehr schlecht als recht lief. So lief nach Wegfall von vielen Kommandos nun gar nichts mehr. Die jungen Wirtschaftsmafiosi brachten sich in Stellung, kamen aber erst später nach Gorbatschow so richtig zum Zuge (und wirtschafteten ja dann auch vorrangig in die eigenen Taschen und das Volk durfte sich zum Überleben von seinem Gartengemüse ernähren).
Im September 1987 staunte ich nicht schlecht, plötzlich über die TV-Nachrichten zu erfahren, daß Honecker nach Bonn reisen wird. Die Historie war ja so, daß Anfang der 70er unter Brandt der sogenannte Grundlagenvertrag geschlossen worden war. Danach wurde in Ostberlin die "Ständige Vertretung der BRD in der DDR" und die Interzonen-Autobahnen nach Berlin eingerichtet. 1981 traf sich Helmut Schmidt mit Honecker in Schloß Hubertusstock (
Mein Treffen mit Honecker (Text, "Die Zeit")). Soweit ich mich erinnere, war dieses Treffen schon für 1980 avisiert und wurde dann wegen der Ereignisse an der Werft in Danzig/Polen (Streik und Gründung einer unabhängigen Gewerkschaft) verschoben. 1982 kam dann Kohl an die Macht.
Der eine oder andere erinnert sich vielleicht, daß Kohl Gorbatschow anfangs einmal mit Goebbels verglich. Bezüglich der DDR sollte alles so weiter laufen, wie unter Schmidt. Ich entsinne mich, daß es damals immer 3 Forderungen seitens der DDR gab.
1. Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft
2. Abschaffung der Erfassungsstelle Salzgitter (dort wurden Informationen zu kriminellen Delikten von Ostdeutschen gesammelt)
3. Klärung zum Verlauf der Grenze im Bereich der Elbe.
Und nun reiste plötzlich Honecker nach Bonn. Mit Flagge und Hymne...
???
Bonn, Saarland und Bayern - das waren die Reiseetappen.
Ich habe damals überlegt - was Kohl und die Bundesregierung dazu bewogen haben konnte, Honecker einzuladen. Eigentlich fand ich für mich nur eine vorrangige Erklärung: Man wollte diesen unfähigen und überlebten Politiker noch weiter in seiner Position halten, damit die DDR weiter absacken möge und möglichst bald reif werde für den Übergang zum Westen (irgendwelche Reiseerleichterungen etc. hätte man ja auch ohne Honecker-Einladung aushandeln können). Wenn eine solche Absicht bestand - den Honecker weiter im Amt zu halten - dann hat es wunderbar funktioniert. Diese Kaste und Clique, die regierte, war hoffnungslos überaltert, geistig verkalkt und realitätsfern. Honecker hatte von Wirtschaft Null Ahnung. Und der für die Wirtschaft Zuständige war berüchtigt für seine willkürlichen Entscheidungen. Die hätten bereits Jahre vorher die Macht an Jüngere abgeben müssen.
Im Hintergrund lief der Kalte Krieg zwischen Russen und Amerikanern.
Wir sind ein Volk (Text, ARD; Spezial mit vielen Links zu den Unterthemen)
Von obigen Link gibt es auch einen Unterlink zum "Ost-Westkonflikt" und zum "Planspiel Atomkrieg". Anfang der 80er glaubten die führenden Leute in der Sowjetunion tatsächlich, daß die USA einen atomaren Erstschlag planen. Damals kam Reagan ans Ruder und startete sein Programm zum "Krieg der Sterne". Das war alles höchstgefährlich. 1983, im Herbst, wurde von den Sowjets ein südkoreanisches Passagierflugzeug abgeschossen, weil es angeblich in Spionageaktivitäten verwickelt gewesen sein soll. Wenn es schon so weit kam... das war doch schon kurz vorm Durchdrehen. Das war natürlich auch kein guter Hintergrund.
Wie auch immer man nun die einzelnen Entwicklungen bewertet (und es ist schon ganz interessant, rückblickend noch verschiedene Informationen darüber zu erhalten) - die deutsche Wiedervereinigung und das Verschwinden des Warschauer Vertrages machten Europa und die Welt viel sicherer.
(Nur eine Sache ist nicht in Ordnung - man hat damals der Sowjetunion zugesichert, allerdings nur mündlich, daß sich die Nato nicht nach Osten ausdehnen wird. Daran hat man sich nicht gehalten.)
Nun noch etwas Nettes - keine Ahnung wie das im Westen verstanden werden kann - ich kenne natürlich den Honecker und seine Rede-und Gesteneigenarten, wie auch die anderen Ostdeutschen, weil er uns ja fast 20 Jahre damit "beglückte" (die älteren sogar 40 Jahre). Hier also zwei Beispiele von einigermaßen gelungenen Revivals:
DDR-Museum Pirna - 60 Jahre DDR - Ansprache Erich Honeckers, Teil 1 (Yt-Video)
DDR-Museum Pirna - 60 Jahre DDR - Ansprache Erich Honeckers, Teil 2 (Yt-Video)
Stimme und Dialekt Honeckers sind nicht ganz entsprechend, aber Outfit und Auftreten sind schon ganz gut. Wer aus dem Westen nicht alles versteht (oder vielleicht überhaupt nicht), warum die Leute lachen - sie lachen eben, weil es sich so in der Art damals tatsächlich abspielte.
Playliste Erich Honecker-Parodien aus Illmenau/Thüringen
Diese Parodien treffen Honeckers Stimme schon viel besser. Und mit den aktualisierten Themen wie "Bankenkrise", "Abwackprämie" und "Freiheit für Jörg Kachelmann" ist das recht witzig und wohl auch einigermaßen (Bundes)länderübergreifend verständlich, denke ich.
Schönen Sonntag - feiert schön, oder laßt es bleiben.
(Weihnachten, Ostern, Silvester und Geburtstag bleiben nach wie vor die wichtigsten Feste... in Deutschland).
Viele Grüße - miljas :t252: :t252: