Hallo,
als ich kürzlich in Berlin (bei Potsdam) war, unternahm ich nach meinen Erledigungen einen Spaziergang. Vor dem Roten Rathaus (Amtssitz des Berliner Bürgermeisters) wird vorbereitend für den Bau einer U-Bahnlinie gebuddelt (von Archäologen). Direkt am Rathaus wird es dann einen Bahnhof geben, und an der nächsten Station Alexanderplatz erfolgt die Anbindung an eine bestehende Linie.
Erfreulicherweise ist das Rathaus jetzt öffentlich zugänglich und die repräsentativen Räume können besichtigt werden (wenn keine Veranstaltungen stattfinden; Eintrittskosten werden nicht erhoben).
Im sehr schönen Säulensaal (das Rathaus wurde Mitte des 19. Jhdt. gebaut, nach Zerstörungen im Krieg wiederhergestellt) werden in diesem Sommer Exponate der Gipssammlungen der Berliner Staatlichen Museen gezeigt.
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Neben vielen anderen Gesichtern (bzw. sogar Köpfen) fand sich in der Ausstellung auch dieser Gipskopf von Alexander von Humboldt, auf den ich dann noch kurz zu sprechen komme:
Nach dem Rathausbesuch zog ich weiter Richtung Spree und "Unter den Linden".
Der Palast der Republik wurde ja nun völlig "rückgebaut" (Honecker seinerzeit: "Vorwärts immer, rückwärts nimmer") und der gesamte Schloßplatz
für die Übergangszeit mit (grünem) Rasen bedeckt:
Soweit war ich ja auch vorinformiert. Allerdings die Baustelle mit dem Kran...?
Was wird denn das? Das Schloß soll doch nun noch später gebaut werden, wegen des Sparpakets...
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...................Und den Kasten davor und den weißen Flachbau dahinter habe ich bisher auch noch nicht gesehen... (oder nicht wahrgenommen?)
Diese Leuchter hat Schinkel - der berühmte Baumeister der klassizistischen Bauten von Berlin - entworfen.
Der Große legte plötzlich ab und der Kleine mußte seine volle Fahrt voraus drosseln.
Dort. wo die Rohrleitung zu sehen ist, wird die Brücke vollständig erneuert.
Auf dem Rasen sind zwei Herzen "eingraviert":
Dann stand ich endlich vor diesen unbekannten häßlichen Würfeln:
Der linke ist nur eine Aussichtsplattform der Stadtinformation mit einem kleinen Laden unten.
(Den soll es schon zu Zeiten des Palastabrisses gegeben haben - wahrscheinlich war er schon damals so häßlich, so daß er mir angesichts des Palast-Abrißes nicht weiter auffiel.)
Dort erfuhr ich, daß der rechte, doppelt so hohe und in stabiler Ausführung angelegte, Bau die sogenannte "Humboldt-Box" werden soll. Klingt das nicht grausam? Das zu errichtende Gebäude mit der Schloßfassade soll als Teil des Museumsinsel-Komplexes dann die Bezeichnung "Humboldt-Forum" tragen. Na, gut - das geht ja noch. Vor einigen Jahren, als in Berlin eine große Ausstellung über Alexander v. Humboldt gezeigt wurde, merkten die Aussteller auch an, wie oft der Name Humboldt weltweit in Verbindung gebracht wird mit irgendwelchen Gebäuden, Produkten usw., um diese Dinge in ein positives Licht zu rücken. Speziell in diese "Box", deren Bau privat finanziert wird, wie mir der Stadtinformationsmensch ausdrücklich mitteilte, sollen alle Informationen, Modelle und Darstellungen zum Wiederaufbau des Schloßes untergebracht werden. Die jetzigen Räumlichkeiten dieses Vereins liegen etwas abseits (ich entdeckte sie zufällig am Hausvogteiplatz). Der neue Standort unmittelbar am Beginn von "Unter den Linden" ist natürlich bestens gelegen, um dann die Touristen anzusprechen.
Die Auflösung des "Weißer-Kasten"-Rätsels:
Es ist eine zeitweilige Kunsthalle, ein Angebot bis zur Errichtung des Schloßbaus.
Hintendran findet man ein kleines Café im Unkrautwildlichen, direkt am anderen begrenzenden Spreearm der Insel:
Sehr romantisch und überhaupt nicht überlaufen:
Die Brücke mit den Marmorfiguren ist übrigens die Schloßbrücke, dahinter das Deutsche Historische Museum im ehemaligen Zeughaus (also der Waffenkammer).
Dann noch ein letztes Foto von der Schloßbrücke aus, hinüber zur Friedrichwerderschen Kirche - in Backstein von Schinkel gebaut. Und dann war meine Batterie leer:
Den Rest jetzt noch kurz beschrieben.
Ziel meines Spazierganges war das Brandenburger Tor, weil ich erstmals die neue U-Bahnlinie von dort zum auch noch recht neuen Berliner Hauptbahnhof sehen und benutzen wollte. Mein Weg führte also über die "Straße Unter den Linden". Gräßlich natürlich diese blöden Autohäuser... ich wunderte mich, warum im WV-Laden noch kein Porsche steht, aber die müssen sich ja erst einmal zusammenraufen...
An einer Stelle der Straße hob es mich fast aus den Schuhen. Das ist unglaublich, welches "Lokalgeruchsklima" eine gediegene Ladung Pferdeäppel auf dem Asphalt an einem warmen Sommertag ausströmen kann... So wird die Tierquälerei (Pferdekutscherei durch die Innenstadt) ergänzend kombiniert mit Verstößen gegen das menschliche Betäubungsmittelgesetz...
Am Brandenburger Tor schaute ich bei der Gelegenheit zum ersten Mal das große Denkmal für die ermordeten Juden näher an (während des Baus hatte ich bereits einmal einen Blick darauf geworfen). Die Architektur ist sehr beeindruckend - unterschiedlich hohe Stelen aus dunkelgrauem Beton, wobei einige schon Risse aufweisen (ich las davon in der Zeitung und konnte es nun selbst sehen, sie sind unübersehbar). Ich möchte sagen, daß das Denkmal von den Touristen sehr gut angenommen wird. Sie ruhten sich sitzend auf den niedrigen Stelen aus und spielten im tieferen Bereich Verstecken
(allerdings mehr die jüngeren Jahrgänge bis zur Volljährigkeit aufwärts).
Die neue U-Bahn fuhr also tatsächlich. Bisher ist dieser Abschnitt der sogenannten "Kanzlerlinie" - so genannt, weil Kohl seinerzeit deren Bau in Verbindung mit den anderen Paralaments- und Regierungsbauten im Spreebogen forderte - U-Bahn-mäßig eine reine Insellösung, abgesehen von den Umsteigemöglichkeiten am Brandenburger Tor und am Hauptbahnhof zur S-Bahn.
Der Bahnhof "Bundestag" (ich habe ihn nur aus der Bahn heraus gesehen), wirkte ziemlich düster...
Wikipedia-Foto
... aber ansonsten bin ich gut zum Hauptbahnhof gekommen und von dort nach Hause...
... um mich dann von dem Pferdeäppelgroßstadtgeruch wieder zu erholen.
(nächstes Mal bekommt Berlin eine Klage wegen Körperverletzung, Schmerzensgeld, usw. - Ein paar "Verrückte" auf diesen
neumodischen zweirädrigen Spazierfahrt-Elektrorädern tobten übrigens auch durch die "Unter den Linden" - vermutlich werden sie bei den Pferdeäpfeln zu Fall gekommen sein...
Es waren natürlich Amis... da wird es noch mehr Klagen geben...
).
Viele Grüße - miljas :t252: :t252: