Alla gut - wenn ich schon den Verkauften geben muß, wer ist dann die Braut?
Lieber Frauenarzt Dr. Nobody, Du bringst mich da auf eine Geschichte, die das Leben schrieb, ich schreib sie Euch hier auf:
Der Frauenarzt
Es war einmal vor gar nicht so vielen Jahren, Stücker 18 können es gewesen sein, da bekam die Abteilung, in der ich damals zusammen mit weiteren rund 15 Mitmenschen arbeitete, eine zusätzliche neue Kollegin (der Chef teilte hinter vorgehaltener Hand mit, daß er sie aus sozialen Gründen mit einem gering dotierten Zweijahresvertrag eingestellt hätte). Eine Frau von Mitte dreißig, die noch nie in einem Arbeitsverhältnis gestanden hatte, wenngleich sie einen Doktortitel und eine damit verbundene philologisch hohe Bildung nachweisen konnte. Ob das Kleinkind, das sie kurze Zeit zuvor geboren hatte, darauf zurückzuführen war, daß sich der Kindsvater die Dame im vorangegangenen Fasching schöngetrunken hatte oder ob es sich um eine versehentliche Schwängerung gehandelt haben könnte, war nicht auszumachen, da selbiger (der Kindsvater) es offenbar vorgezogen hatte, nach erfolgter Ernüchterung schleunigst das Weite zu suchen, und sich keiner traute, die Dame selbst zu befragen. Das mit dem "Schöntrinken" entsprang übrigens nicht meiner Boshaftigkeit, sondern war von einer Kollegin in Umlauf gebracht worden - frei nach dem Motto: Hast Du Kolleginnen, brauchst Du keine Feinde. Jedenfalls sprach mich die Neue also überhaupt und ganz und gar nicht an, tatsächlich empfand ich persönlich die visuelle Wirkung der neuen Kollegin als Hämotom aufs Auge - kurz, aus meiner Sicht war sie potthäßlich und war damit absolut nicht einsam und alleine.
Nun konnte dieses arme und bestimmt hochintelligente Menschenkind ja nichts für ihr natürliches Aussehen, aber sie hätte schon etwas aus und für sich selbst machen können. Ein gescheiter typgerechter Haarschnitt, gewandtes Make-up, ansprechende Kleidung - doch, kurzum, auch einfache Maßnahmen zur Verschönerung oder wenigstens Milderung ihrer körperlichen Nachteile unterblieben strickt.
Sei's drum. Im Sinne eines friedlichen und angenehmen Miteinanders verhielt mich ihr gegenüber immer freundlich, korrekt und höflich.
Ob es das wohl war, oder ob ein anderer Grund vorlag? Ich weiß es nicht. Jedenfalls betrat ich eines Tages wieder einmal den Raum, wo ebenjene zusammen mit einer anderen Kollegin, mit der ich etwas klären mußte, ihren Schreibtisch hatte. Das kurze Gespräch mit der anderen Kollegin war geführt, ich wollte gerade wieder gehen, da sprach mich die Dame meiner Alpträume mit folgenden, in feinem kurpfälzisch Tonfall gefärbten Worten an: "Sie, Herr Forsthuber!?" Ich: "Ja, Frau Dr. Wagenbach?" ((Namen geändert, die echten Namen sind dem Autor bekannt)) "Sie, was isch Ihne immer schunn emol sache wollde..." - Pause - "... Sie wäre beschdimmt aach en gude Frauearzt worre!" Ich muß total verdattert aus der Wäsche geguckt haben, denn sie setzte fort: "Doch! Werklisch! Zu Ihne wär isch gange! - Sie sehe so vertrauenerweggend aus!" Die andere Kollegin hat sich schier verschluckt, beim Versuch, einen Lachanfall zu unterdrücken, und mich hats beinah umgehauen... Ich hab nur noch was murmeln können von "...na das freut mich aber sehr, das ist doch sehr nett..." und hab gemacht, daß ich das Weite suche.
Soviel also zu Frauenarzt Dr. XY
Machts gut, schönen Montach allerseits!
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