Hallo,
ich habe im PL-Forum einen Beitrag zu einer Diskussion über das Glück gepostet.
Nicht, daß ich persönlich im Moment gerade so diskussionbereit wäre zu dem Thema,
aber vielleicht gibt es ja doch dem einen oder anderen eine Anregung.
Im Folgenden der Beitrag
(wer es im PL-Forum lesen möchte, kann bitte diesem Link folgen Glück, Diskussion, Beitrag im PL-Forum ):
Am 25.11.07 wurde im ZDF im Rahmen der Reihe "Das philosphische Quartett" eine Sendung zum Thema "Vom Glück im Leben" ausgestrahlt. Die Sendung ist über das Internet abrufbar.
Ich halte das von den vier Teilnehmern geführte Diskussionsgespräch für sehr anregend, spannend und auch wohltuend. Die Diskussion wird auf hohem sprachlichem Niveau geführt.
Für diejenigen ohne DSL-Anbindung und allgemein als Unterstützung zur Beschäftigung mit dem Diskussionsthema habe ich schriftliche Auszüge angefertigt (beim ZDF habe ich angefragt, ob ich die Auszüge hier einstellen kann - man hat mir nicht geantwortet. Vielleicht meldet man sich jetzt...).
Teilnehmer der Runde:
Rüdiger Safranski, (Philosoph und Schriftsteller)
Peter Sloterdejk, (Kulturwissenschaftler, Philosoph, Publizist, Autor und Essayist)
Monika Maron - Schriftstellerin
Bücher: "Endmoräne", "Ach Glück"
Wilhelm Schmid - freier Philosoph (philosophischer Seelsorger)
Bücher: "Mit sich selbst befreundet sein" (2004)
"Glück. Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist" (2007)
Einführung zur Sendung im ZDF
Direktlink zum Video der Sendung
Gesprächsauszüge
Safranski:
...daß ... zu den Eigenschaften des Glücks es eher gehört, daß man es nicht trifft, wenn man zielt. ... Gibt's denn wirklich eine Technik des Glücks?
Schmid:
'ne ganz todsichere - der ist der Glücklichste, der nicht über das Glück nachdenkt.
Safranski:
Herr Schmid, ... können Sie das deuten, Warum es [das Glück] jetzt gerade so stark zum Thema wird?
Schmid:
Ich glaube, es gibt zwei, drei schlagende Gründe.
Zum einen die Erschöpfung. Die Menschen haben in der Auseinandersetzung mit Konflikten , in der Auseinandersetzung mit Problemen, oder in der Therapie heißt das Problemorientierung, die Menschen haben es satt - diese Problemorientierung.
Sie wollen Ressourcenorientierung.... Sie wollen wissen, wo sind Kräfte, ..., woher kriege ich die Kräfte? ...
Und die Menschen vermuten, und ich glaube auch gar nicht falsch, im Glück ist so was verborgen. ...
Das ist einer der relevanten Gründe - es gibt noch andere.
Maron:
Wir leben so reich, wie wir noch nie gelebt haben. Wir leben in einem Wohlstand - jeder Mensch hat seine Diener - Spülmaschinen, Waschmaschinen. Und wir merken, daß ist nicht das Glück. Also wir haben alles und wir sind nicht glücklich. ...
Dann glaube ich vielleicht noch was anderes. .... Wir waren lange das Ebenbild Gottes und plötzlich stellen wir fest, wir werden immer tierähnlicher, also in unserer Selbstwahrnehmung (wir haben 1% Gene extra, also anders als die Tiere). Und vielleicht wird uns auch bewußt, daß wir unserem kreatürlichen Anteil im Leben zu wenig Raum einräumen.
Safranski:
Könnte man denn sagen, daß die Glücksfrage dann auch immer wieder eine Rolle spielt, wenn für das Nötige gesorgt ist, wenn das Überleben gesichert ist ... Wenn da jetzt Kräfte frei werden, werden sie frei für das, was über das Leben hinausgeht, was mehr ist als nur das Überleben? Ist das 'ne richtige These?
Schmid:
Nein, ich glaube das ist keine Überschußphenomen. Beweis - das 18. Jahrhundert, das Jahrhundert der Aufklärung, strotzt von Reden über das Glück - da sind noch viel mehr Bücher über das Glück erschienen als heutzutage... Und das 18. Jahrhundert war kein Jahrhundert des Wohlstands, es war ein Jahrhundert des Elends und der Armut...
Safranski:
Die Aufklärung hat auch zu tun damit, daß die große Sinnrecource, die große Glücksrecource "Gott" langsam an Bedeutung verliert.
Schmid:
Die Menschen sind erschöpft und brauchen neue Kräfte. Wohlstand erschöpft nämlich auch. ... Nicht nur Hunger und Elend erschöpfen, sondern wohlstand erschöpft auch. ... Macht Geld glücklich? Ja, bis zu einem gewissen Grad ja, aber ab einem gewissen Grad macht es unglücklich, nämlich genau dann, wenn die Verteilungskämpfe wieder beginnen. Wenn so viel da ist in einer Familie zum Beispiel, daß es um Erbfragen geht. Und darüber können sich Familien heillos zerstreiten.
Sloterdejk:
Wir beobachten so etwas wie ein gesamtkulturelles Burn-out-Syndrom. Nicht nur Individuen können ausbrennen, auch Kulturen brennen aus.
... daß die Moderne zunächst mal die ja Menschen fortschreiten läßt im Bewußtsein der Entlastung, aber irgendwo muß eine Zusatzlast im Rücken dieser Entlastung mitgewachsen sein... Höre ich da auch eine Art Medienkritik heraus, oder eine Kritik des Bildungswesens?
Schmid:
Das Wesentliche spielt sich nicht in Medien ab, sondern das Wesentliche spielt sich im konkreten Leben von Menschen ab.
Und viele Menschen sind nun durch durch das große Projekt der Moderne. Das große Projekt war Freiheit und die Freiheit verstanden als Befreiung - heute lernt jeder Philosoph im ersten Semester, daß das nur die halbe Freiheit ist. Aber so war das 200 Jahre lang nun geglaubt worden, wenn wir uns erst befreien von allen Bindungen, allen Traditionen, allen Konventionen, Religionen usw., dann werden wir absolut glücklich sein.
...Nun haben wir den Zustand weitgehender Befreiung, noch nicht absoluter ... und die Menschen erfahren wie dieser Zustand sich anfühlt - der fühlt sich nach nichts an.
Sloterdejk:
Aber Ihre Heldin in dem Buch "Ach, Glück"... diese Frau ist eigentlich nicht erschöpft, sondern sie ist..., Was ist sie, ist sie gelangweilt?
Maron:
Nein, die ist auch nicht gelangweilt, sie ist eigentlich ratlos. Also die Glücksquellen in ihrem Leben sind irgendwie versiegt, also die Liebe, das Kind ist erwachsen und aus dem Haus, und ihre Arbeit ist ihr durch Veränderung der Umstände sinnlos geworden.
... Glück ist eine emotionale Kategorie und sie findet keine Quelle des Glücks mehr in ihrem Leben.
Sloterdejk:(zitiert einen Russen aus dem Buch von Frau Maron):
Ich weiß, wie eine Frau aussieht, wenn sie den Kampf um die Liebe verloren gegeben hat.
Maron:
Ich glaube, daß Glück ohne Liebe, es muß ja nicht immer die geschlechtliche Liebe sein, gar nicht möglich ist.
Schmid:
Aber das ist das soziale Burn-out-Element. Die zerbrochenen Beziehungen..., serienweise. Ob sie offiziell zerbrochen sind, oder inoffiziell, wie bei Ihren Helden, Johanna und ihrem Ehemann Achim - das ist ja 'ne Nichtbeziehung, die aber trotzdem nebeneinander her leben. Und Johanna ist eine, die sich kein Herz mehr faßt. So beginnt ja Ihr Roman. Was heißt denn kein Herz mehr sich zu fassen ? - das heißt keine Energien mehr zu haben...
Maron:
Aber sie faßt sich ja dann ein Herz!
Schmid:
Und dann bricht der Roman ab...
Safranski:
Daß man die Vorstellung hat, ein Leben muß doch eigentlich reich genug sein, weit genug sein, um gewissermaßen für mehrere Biographien Platz zu schaffen, daß man auch noch einen neuen Anfang machen kann usw. nicht dazu verurteilt ist, sondern daß das richtig eine Glückschance ist. Das stelle ich mir vor: Wie hätten frühere Jahrhunderte auf diese Art der Sichtweise geblickt?
Maron:
Die Frau gerät ja in Bewegung durch diesen Hund, den sie findet. Und sie beobachtet diesen HUnd und sieht an diesem Hund etwas, wozu sie sich nicht mehr imstande fühlt: also eine ganz elementare Lebensfreude, die Fähigkeit glücklich zu sein, Glück zu empfangen, Glück zu verströmen. Und sie fragt sich, warum kann der das, warum ich nicht. Und sie möchte dieses Gefühl wieder haben.
Safranski:
...denn sie haben noch nicht erklärt, wie wir von diesen belastenden Kommunikationen, von diesen belastenden Situationen, von den Erschöpfungen umstellen auf das, was Kraft gibt.
Schmid:
Das ist 'ne gedankliche Neuorientierung und an der Stelle wird auch deutlich: Glück hat nur bedingt mit Gefühlen zu tun, Glück hat sehr wohl auch mit Gedanklichkeit und mit Begrifflichkeit zu tun. Die Frage ist immer nur, wie ist der Glücksbegriff definiert ist. Die Frage stellt Johanna nicht. Aber es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn sie die Frage stellen würde, denn ansonsten läuft sie Gefahr, dasjenige was alle glauben, daß das der Begriff des Glücks sei, daß das das Glück sei, einfach nochmal zu wiederholen. Es könnte aber sein, daß alle falsch liegen mit der Definition von Glück. Philosophen wissen ganz gut, woher die heutige Definition des Glücks kommt. Die heutige Definition von Glück ist in der Hauptsache, Glück ist, wenn es mir gut geht, wenn ich gesund bin und bleibe, wenn ich Erfolg habe, wenn alles positiv ist. Glück ist das Positive, wenn ich Lust habe, wenn ich Spaß habe. Philosophen wissen, woher das kommt - natürlich von den Philosophen, des 18. Jahrhunderts. Sie haben das so definiert. Leichtsinnigerweise.
Safranski:
Herr Schmid,... versuchen Sie eine Definition... wie würden Sie den Kernbereich des Glücks definieren.
Schmid:
Ich definiere ihn gerne... aber nur als einen Vorschlag... Glück ist das Glück der Fülle oder kann als Glück der Fülle verstanden werden, soll heißen eben nicht nur als Lust und Spaß und Freude und Zufriedenheit, sondern als das genaue Gegenteil auch. Glück ist die geistige Haltung, die beides zu umspannen weiß. ... Besteht Leben nicht durchweg aus Gegensätzen?
Maron:
Der Mensch muß dankbar sein für jedes Erlebnis, zur Not auch für's schlechte - steht in dem Buch drin. ... Ich halte Glück für eine ganz emotionale Kategorie, die wir rational besetzen können, aber Glück, Glücksfähigkeit ist uns angeboren. ... dieses uns von der Natur gegebenen Gefühls.
Schmid:
Da wäre ich dann neugierig, wie können wir das objektiv erfassen, daß das von der Natur gegeben ist und nicht längst von der Kultur überschrieben worden ist, überhäuft worden ist mit Vorstellungen, die wir haben, die wir uns machen und die gar nicht Gefühle sind. Gefühle in Ehren, aber es ist halt nicht nur das reine Gefühl, sondern da kommt sehr viel an Perspektive, an Interpretation, an Deutung dazu.
Maron:
Gut, aber ein kleines Kind zum Beispiel, was noch keinen Intellekt hat, kann ja glücklich sein, oder? Ich sage auch ein Tier kann glücklich sein. Das ginge nach Ihrer Definition nicht.
Sloterdejk:
Wenn Sie von dem Glück der Fülle sprechen ... Sie suchen dann einen Begriff des Geistes und sozusagen das Ganze ist das Wahre, und wenn man in der Wahrheit ist, also in der Fülle, in der Ganzheit, dann kann man eigentlich auch nicht außerhalb dieser Glückssphäre sein, in dieser guten Totalität...
Schmid:
Was das Wahre ist, das weiß ich nicht und ich kenne auch keinen der das weiß. Aber wir können Beobachtungen machen und wir können Erfahrungen machen am Phenomen. .... Natürlich sind einige Krankheiten verschwunden, durch die Hintertür kamen aber einige andere wieder zum Vorschein, die es niemals zuvor gegeben hat. Das weist darauf hin, daß Leben Gegensätze offenkundig nicht entbehren kann.
Sloterdejk:
Imanuel Kant hat ja folgende Rechnung aufgemacht, daß in jedem halbwegs vernünftigen Leben die Rechnung so geht: Glück minus Unglück oder umgekehrt Unglück plus Glück ergibt Null.
Schmid:
Die Frage nach Glück ist erst einmal ein Mangelphenomen. ... In Indien fragen nicht sehr viele Menschen nach Glück. ... Sie haben einfach Glück - dewegen müssen sie nicht lange nachdenken und fragen über das Glück. Dann kommen die Leute aus dem Westen und halten ihnen das Mikrofon hin: "Sind Sie
glücklich?" und dann werden Strichlisten geführt und dann kommt raus, in Bangladesh sind die Menschen viel glücklicher als hier. Hat aber jemand gefragt, ob die denselben Begriff vom Glück haben wie wir hier. Das ist einfach vorausgesetzt worden. Insofern sind diese Untersuchungen, mit Verlaub, Schrott.
Philosophen können nur zum Nachdenken anregen ... - hast Du Dir das gut überlegt, was Du da glaubst. Hast Du schon mal Gründe dafür gefunden. Hast Du schon mal Gründe dagegen überlegt.
Sloterdejk:
eifen kann, sondern es geht um einen neuen Lebensentwurf, von dem man dann insgesamt sagen könnte, ach, der hat mehr Glück in sich.
Maron:
Man muß ja auch empfänglich sein für Glück. ... Ich muß Voraussetzungen schaffen in meinem Leben, oder das vielleicht tun, um Glück zuzulassen. Um Erfahrungen zu machen, überhaupt Erfahrungen, darunter aber auch Glückserfahrungen
Schmid:
Was das Wohlfühlglück[Anmerkung: neben "Wohlfühlglück" hat Schmid noch das "Zufallsglück" und nun hier in der Sendung als drittes das Glück der Fülle definiert] angeht, wo es sicherlich um Gefühle geht, die aber immer ihre begrenzte Dauer haben, das ist, woran so viele Leute scheitern - sie glauben den Glücksratgebern, wenn ich nur alles ausfindig mache, was mir ein gutes Gefühle macht und das stelle ich dann auf Dauer, so wie Robby Williams - der fühlte sich gut bei einer Tasse Espresso, und ich mich übrigens auch, und dann hat er 36 pro Tag getrunken. Und deswegen kommt er jetzt aus dem Krankenhaus nicht mehr raus.
Maron:
Aber mit dem Wort "Wohlfühlglück" komme ich schon nicht zurecht.[Wellness?] Wenn ... ich nachträglich sagen sollte, was war ein Glücksmoment in meinem Leben... das sind ja oft Augenblicke, in denen man sich mit etwas verbunden fühlt, in etwas aufgeht, was mehr ist als man selbst, ... das kann Natur sein, das kann Arbeit sein, das kann ein anderer Mensch sein, das kann Musik sein, also wo ich meine Grenzen irgendwie sprenge, und das ist nicht so ein einfaches Wohlfühlglück, wo man eine Ahnung hat davon, daß man Teil ist eines Ganzen und das für einen Augenblick tief spürt.
Schmid:
Nur eines ist nicht anzuempfehlen, zu glauben, daß diese Augenblicke zu lange dauern können, schon gar nicht das ganze Leben durch. Und was machen die Menschen in der Zwischenzeit? Das ist eben das große Problem dieses Glücks.
Sloterdejk:
Gerade solche Augenblicke, wie die von Frau Maron geschilderten, haben ja das Merkmal, das in dem Moment, wo die Gefühlsseite zurücktritt ein geistiger Gehalt übrig bleibt, der auch dann gilt, wenn das Gefühl verschwunden ist, das ist ja das, was man das wesen geistiger Erfahrung nennt, das heißt, das ist das geistige Lernen, das in der Tat langfristig und für das Leben ist... das ist das Zugehörigkeitsgefühl... daß es einen Kraftstrom gibt, an dem man anschließen kann... und der dafür sorgt, daß deine Verausgabungen in diesem Leben nicht schlechterdings irgendwo nur vergeblich sind...
Safranski:
Herr Schmid - Ihr letztes Buch ..."Glück. Alles, was Sie darüber wissen müssen und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist". ... Wir brauchen Glück und wir können es auch erfahren, aber was noch viel wichtiger ist, ist in sinnhaften Bezügen zu stehen, sowohl subjektiv, als auch objektiv.
Schmid:
Glück ist eventuell verzichtbar. ... Aber das Wesentliche im Leben ist Sinn. Ohne Sinn können Menschen nicht leben. Was ist Sinn? ... In allen Zusammenhängen sprechen wir davon, von Sinn, wenn wir Zusammenhang sehen, wenn ein Satz so zusammenhängt, wie es in unserer Sprache Konvention ist,... Menschen, die sich sehr lieben, fragen nicht mehr nach Sinn, das ist ein Indiz dafür, daß sie in der Fülle des Sinns leben und sich auch so fühlen.
Maron:
Ich würde nicht sagen, sie [die Heldin ihres Buches] sucht den Sinn, sie sucht Kraft.
Sloterdejk:
Kraft, da sind wir auf gutdeutschem Gebiet. Wir sind in der Eingangszene des Faust von Goehte... Im Anfang war das Wort. ...So hoch kann ich das Wort unmöglich schätzen... Am Anfang war die Kraft. ... Am Anfang war die Tat.
Schmid:
Wenn Menschen in starker Liebe leben, fühlen sie sich unglaublich kraftvoll. Sie glauben alles bewältigen zu können, jede Schwierigkeit überwinden zu können. Wenn Menschen ein Ziel vor Augen sehen, das ist nämlich noch so eine andere sinnstiftung, der Zusammenhang zwischen mir und einem Zweck, wenn Menschen auf ein klares Ziel oder einen Zweck hinarbeiten, können sie ungeheure Kräfte entfalten, die nicht, deutlich nicht, aus ihnen kommen, sondern aus dem Zusammenhang zu etwas oder jemand anderem.
Safranski:
Wie sieht diese Suche, sei es nach Glück, sei es nach Sinn, in einer Gesellschaft aus, die eben von großen Sinnquellen abgeschnitten ist, durch den Verfall der Religionen... ?
Die Sinnsuche, vielleicht kommt die in ähnliche Bredoullie, wie die Glückssuche?
Schmid:
Menschen fragen nach Glück, weil sie eigentlich nach Sinn fragen, aber den Begriff Sinn scheuen, weil sie ahnen, und da liegen sie nicht falsch, da kommen sie in ein nebulöses Gebiet, das sich nicht mehr so leicht fassen läßt. ... Sinn gibt es auf verschiedenen Ebenen und auf allen diesen Ebenen haben wir Manko, und auf allen diesen Ebenen können wir sehr wohl nach Sinn suchen und ihn auch ... buchstäblich herstellen. ... Mit unserem Fühlen und Denken.
Safranski:
Sinn kann wohl nicht absichtsvoll hergestellt werden.
Sloterdejk:
Wenn wir uns darauf verständigen könnten, daß Glück und Sinn übergehen kann und umgekehrt, dann hat man natürlich mit zwei Knappheiten zu tun, wo ursprünglich nur eine war. ... zeigt, daß es gar nicht so viel Sinn geben kann, um das Unglück wegzuarbeiten. ... Die Figur "Glück im Unglück" bettet ja das Glück ein in eine größere Totale, in der das Unglück in Führung liegt. ... Das ist eigentlich das Problem, das immer zu lösen bleibt. Und die Moderne korrigiert sich in diesem entscheidendem Punkt, daß ihr weder ein positive Bilanz gelingt noch ein Zero, sondern sich jetzt wieder im Minus sieht. ... Augustinus der Kirchenvater und Freud, der Begründer der Psychoanalyse .... sie sagen, wir suchen das Glück nur deshalb, weil wir es kennen.
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