Hallo toggle und alle anderen (hatte zuerst begonnen, an toggle zu antworten, dann ist es aber umfassender geworden).
Hallo toggle, ich bin keine Wirtschaftsfachfrau - zum Glück nicht
, und ich finde es durchaus legitim, eine Petition zu unterzeichnen, wenn man nicht hundertprozent mit jeder Einzelheit einverstanden ist, aber die Grundtendenz, in die sie verweist, für erstrebenswerter hält als die derzeitigen Zustände, selbst wenn das eine oder andere darin "dumm" ist. (Die Schmerzgrenze wäre, wenn ich es nicht mit meinem Gewissen verantworten könnte, ob die Firmen aber ein bissl mehr oder weniger Gewinn machen ist da für mich ziemlich irrelevant, das machen sie unter dem derzeitigen System ja auch schon.)
Außerdem fällt mir auf, dass du aus "hohe Konsumsteuer" auf "vervielfachte Konsumgüterpreise" kommst - das erscheint mir ziemlich übertrieben.
Generell findet man im Netz mehr als genug Publikationen, sowohl zum Grundeinkommen als auch zur Konsumsteuer, die das Ganze nicht als so abwegig darstellen wie du hier, wiewohl da durchaus eine Reihe recht seriöser Wissenschaftler dabei sind.
Ich will aber mit dir jetzt nicht darüber streiten, denn darum geht es ja auch gar nicht. Zum Glück ist das Recht in der BRD derhzeit so, dass jede Einzelperson befugt ist, eine Onlinepetition einzureichen - es wird nicht verlangt, dass es sich um eine Expertin/einen Experten handelt, oder dass die Petition vorher einer Expertise unterzogen werden muss.
Sinn und Zweck einer solchen Petition ist es, eine öffentliche politische Diskussion in Gang zu setzen, denn ab einer genügend großen Anzahl an UnterzeichnerInnen muss sie behandelt werden - sie kann angenommen werden, an bestimmte Stellen zur weiteren Bearbeitung verwiesen, teilangenommen oder abgelehnt werden. Mehr ist vom System her ohnehin nicht vorgesehen.
Ich persönlich halte es für einen Glücksfall, dass sich eine "unbedarfte" Frau (das soll jetzt nicht abewertend gemeint sein), des Themas angenommen hat - denn sie ist eine glaubwürdige Pberparteiliche - es haben sich mittlerweile "Granden" von Grundeinkommensmodellen angeschlossen, die zunächst nichts besseres zu tun hatten, als so wie du, diesen Vorschlag einer Laiin "zu zerreißen". Wenn jemand ernsthaft der Meinung ist, dass ein Grundeinkommensmodell etwas Anzustrebendes ist, tut er/sie den Betroffenen aber nichts Gutes, wenn sämtliche Diskussionen hierzu fernab der Lebenswelt der Unmittelbar Betroffenen in akademischen Zirkeln geführt werden, die sich dann allesamt noch gegenseitig bekriegen. Die ersten Modelle gab es schon seit den 80ern - bis jetzt mit n u l l Auswirkung sind zig weitere ersonnen worden. Allerdings merkt man allein schon an der doch recht breiten Zustimmung, dass sich hier was tut. In den 80ern wären z.B. aus kirchlichen Kreisen niemals Stimmen für ein Grundeinkommen laut geworden, und sämtliche derartige Vorschläge wären als utopische absurde Hirngespinste abgetan worden - und sind das auch. Heute zeichnen 17000 Leute (trotz beinah eines ganzen Tages technischer Pannen und Unerreichbarkeit sind es schon soviele) das Grundeinkommensmodell, und keineswegs nur lauter Bauern und Ungebildete, die nicht rechnen können.
Apropos Rechnen: Mir fällt das z.B. stark auf bei bestimmten Umweltthemen. Da haben wir Messinstrumente entwickelt, die ähnlich wie Fieberthermometer arbeiten sollen. Wenns Probleme gibt, wird aber - und das durchaus nicht selten - an den Grenzwerten (!) herumgedoktert. Oder das Ausspielen von Arbeitsplätzen - die offenbar stets der letzte Trumpf sind immer und wichtiger als alles andere.
Ein Redakteur schrieb allen Ernstes: "Wird dem Folge geleistet, haben wir zwar blühende Wiesen und saubere Luft in Hülle und Fülle, aber leider keine Jobs mehr." Ich konnte es mir dann nicht verkneifen, in einem Kommentar anzumerken: "Umgekehrt scheint es dem Autor wohl eher zu passen?"
Sprich, ich halte es für grundfalsch, wirtschaftliche "Gesetze" und "Notwendigkeiten" so zu behandeln als wären es Naturgesetze und unumgängliche Notwendigkeiten. Kann schon sein, dass du Recht hast, und dass es damit unvereinbar ist. Nur versteh ich nicht, warum man sich dem Diktat irgendwelcher Wirtschaftsgesetze beugen muss. Das macht die Wirtschaft selbst ja auch nicht - denn das Wettrüsten z.B. ist unter wirtschaftlichen und mathematisch-logischen Gesichtspunkten ein völliger Unsinn, dennoch ist dafür nicht nur stets Geld vorhanden, sondern stets auch immer mehr.
Die predigen seit Jahren und zum Schaden der Menschheit z.B. die Mär vom Wachstum, obwohl das im Grunde ein sinnlos entfremdeter Selbstzweck ist. Man fördert die Autoindustrie durch Verschrottungsprämien - weil da dran soviele Arbeitsplätze hängen - keineswegs aber, weil es so einen Bedarf an Autos gäbe. Jede Firma muss produzieren auf Teufel komm raus,
Mir persönlich wäre ein würdiges Leben lieber als ein kapitalistischen Zwängen unterworfenes. Derzeit ist es ja so, dass ein Großteil der Menschheit das natürliche Tageslicht gerade mal aus dem Bürofenster wahrnehmen darf und Überstunden bis zum Gehtnichtmehr schiebt, während der andere in Depressionen verfällt und kein Geld mehr hat, um seine Freizeit sinnvoll zu gestalten. Es sagt sich zwar leicht, dass die halt spazieren gehen sollen - bloß, das hab ich selber erlebt, wenn du in einer Großstadt bist, geht das nciht so einfach, dann brauchst du einen Fahrschein, bis du überhaupt mal zu einer ausreichend großen Grünfläche kommst oder zu einem Wald oder aber ein Fahrrad zumindest - beides kostet, für letzteres werden Reparaturen fällig, wenn man Pech hat zerstören es Vandalen usw. usf. Selbst wenn man nicht ausgeht, sondern Leute zu sich zuhause einlädt, kostet das. Viele lassen das dann aus Scham ganz sein.
@Narr Jein - im Prinzip hast du schon Recht, allerdings ist es in meinen Augen eine Mischung von Ursache und Wirkung. Es mag sein, dass es Menschen gibt, die meditieren können, während alle halben oder ganzen Stunden ein Flieger im Tiefflug ihre Wohnung überquert - aber die sind dann schon sehr weit. (Warum wohl glaubst du, finden sämtliche Angebote in der Richtung in entspannter ruhiger Atmosphäre, idyllischer Abgeschiedeneheit usw. usf. statt, wenn das doch angeblich so völlig belanglos ist?)
Und es gab auch ganz bemerkenswerte Menschen, die unter fürchterlichsten Bedingungen eine unerhörte geistige Freiheit entfalten konnten - ich würde dazu aber eher sagen - sie trotz fürchterlichster Bedingungen sich bewahren konnten.
Genauso wie Bequemlichkeit hinderlich ist ist es auch Erschöpfung - und unsere Zeit raubt den Menschen ihre inneren Ressourcen. Ich halte das für ziemlich fatal, dass die, die Glück gehabt haben, dann den andern noch Vorhaltungen machen - Peter Lauster z.B. schreibt ganz dezidiert und klar, dass Armut und Elend alles andere als förderlich ist, sondern es den Menschen erschwert, zur Erkenntnis zu kommen. Wenn du mit drei bis sechs wechselnden Teilzeitjobs gerade eben so über die Runden kommst, obwohl du keineswegs ein extravagantes Leben führst, und dir Monat für Monat deine Jobs zusammenklauben, um nicht zu sagen, erbetteln musst, und dann nur noch ausgelaugt bist, dann zeig mir den, der in so einer Situation noch inneren Frieden bewahren oder innere Ressourcen mobilisieren kann. Oder wenn du zu gesundheitsschädlciher Arbeit (Schichtarbeit, Mobbing) gezwungen bist, weil du sonst auf der Straße stehst. Usw. usf.
Schau dir mal die Biographien der großen Denker und Philosophen an - du wirst da sehr viele finden, die das Glück hatten, viele "Muße"stunden genießen zu dürfen - wahrscheinlich ist es ncht einmal bloß ein Glück, sondern eine Notwendigkeit. (Weswegen es wahrscheinlich bis dato auch so wenig weibliche Vertreterinnen gibt, denn denen wurde das gemeinhin nicht zugestanden.) Allein schon daher halte ich das Grundeinkomensmodell für wünschenswert - ich hatte Zeiten, da konnte ich ncht einmal mehr ausreichend schlafen, und das nicht, weil ich ein Workaholic gewesen wäre - ,mein Einkommen lag als working poor unter Hartz IV, und es gibt zunehmend mehr Menschen für die ein Grundeinkommen in jedem Fall der derzeitigen Regelung vorzuziehen wäre. Sie könnten nicht mehr gezwungen werden ihre sozialen Bindungen aufzugeben und umzuziehen, nur weil ihre Wohnung 5 Quadratmeter zu groß ist und weitere dergleichen
Langfristig wird die Arbeit verschwinden: Interview mit Jeremy Rifkin
http://marius300482.wordpress.com/2009/ ... einkommen/
"In 30 Jahren wird es keinen Kapitalismus mehr geben"
Ralf Streck 06.02.2009
Der Soziologe Immanuel Wallerstein sagte früh den Zusammenbruch des Sowjetblocks voraus und prophezeit nun das Ende des Kapitalismus.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29687/1.html
Trotz eines fast ganztägigen Ausfalls sind bereits 17785 Stimmen zusammengekommen:
https://epetitionen.bundestag.de/index. ... ition=1422
Liebe Grüße,
Chord
Nur für Mathematiker
:
http://www-cgi.uni-regensburg.de/Fakult ... se_Ela.pdf