Hallo noch einmal,
ich werde dazu aus Zeitgründen jetzt auch nichts weiter schreiben können (das sagte ich ja bereits letzte Woche), obwohl ich immer neue und interessante Sachen zur Thematik "Polizei und Bürger" entdecke.
Heute hat in meinem Kopf etwas Gestalt bekommen, was mir von Anfang an diffus dort herumgeisterte, als ich davon sprach, man müsse sich etwas einfallen lassen. Wie wäre es denn damit?:
Also, wie gesagt - dieses Theoretisieren bringt am Ende nichts.
Entweder man ist gegeh Folter, und zwar uneingeschränkt, oder man ist es nicht.
Dieses Herumgeeire von Otto-Normalverbrauchern, und von den professoralen Koryphäen aus der Wissenschaft, und von höheren Staatsbeamten, ist unerträglich.
Wenn die Polizeireporterin Andrea Lochte eine solch herzerweichende Geschichte verfaßte (siehe:
Lenzen... S.4 ), in der sie beschreibt, in welcher Bedrängnis sich der stellvertretende Polizeipräsident Daschner am Morgen des 2. Oktober 2002 befand (angeblich soll er schon kurz vor 5 Uhr im Präsidium gewesen sein, in der Pressemitteilung zum Gerichtsurteil im Fall Daschner steht, daß er erst 6.30 Uhr dort eintraf - wann war er denn nun da?), dann hätte ich jetzt einen konkreten Vorschlag, wie Daschner vielleicht - auch ohne Folterandrohung - sehr effektiv hätte weiterkommen können.
Der Polizeipsychologe S. hatte erkannt, daß Gäfgen furchtbar geldgeil war - um das einmal etwas drastisch auszudrücken. In der Sache ist es sicher zutreffend, wenn man bedenkt, daß Gäfgen eine Million Euro erpresste und sie sofort für Auto und Reise zu verjubeln begann. Nun hätte Herr Daschner sich sagen können: "Gut, das Kind und die Rettung seines Lebens ist mir das Wichtigste. Gäfgen foltern und ihm Folter androhen - das darf und will ich nicht. Dann nehme ich eben meine eigenen 100.000 Euro Ersparnisse und gehe zu Gäfgen und biete ihm einen Deal an - meine 100.000 Euro für das lebende Kind." (Der Wert ist jetzt einfach fiktiv.) Ein schriftlicher Vertrag hätte im Expresstempo erfolgen können, unter notarieller Aufsicht oder in Anwesenheit eines Polizeijustitiars (wenn man bei der Polizei Ärzte hat, dann wird man dort sicher im Präsidium auch einen Justitiar haben oder einen Notar mit Blaulicht holen können). Und Gäfgen hätte seinen Notdienst-Anwalt rufen lassen können.
"Bitte Gäfgen, hier ist der Vertrag über die Zahlung - und nun raus mit der Sprache, wo das Kind ist."
Dann hätte ich den Gäfgen sehen wollen, was der dann gemacht hätte. Wahrscheinlich wären ihm erst einmal die Kinnladen heruntergeklappt, weil er natürlich auch hätte erkennen müssen, das seine Dreistigkeit durchaus zu überbieten ist. Es kann natürlich auch sein, daß der Kerl dann 200.000 verlangt hätte. Aber das hätte sicher ein 42-Jahre-gedienter Polizist wie Daschner dem Gäfgen klar machen können, daß er sich ein wenig in seinen Ansprüchen mäßigen muß .
Daschner wäre dabei kein Risiko eingegangen. In dem Falle, daß das Kind nicht mehr lebte, hätte er nicht zahlen müssen. Und im anderen Falle hätte er mit ziemlicher Sicherheit von der Familie Metzler dieses Geld erstattet bekommen.
Unvorstellbar?
Wäre das strafbar gewesen?
Man muß doch Kriminelle mit ihren eigenen Mitteln und Schwächen schlagen.
Sicher, wenn sie mit einer Knarre herumballern, muß man zurückballern.
Aber wenn sie bauernschlau dreist im Verhörraum sitzen, dann muß man sie mit derartigen Mitteln aufs Kreuz legen.
Daschner mag ein vielleicht überdurchschnittlich guter Beamter sein - pünktlich, fleißig, einsatzbereit. Aber er ist wahrscheinlich ziemlich fantasielos, daß er nur noch auf die Idee kam, Gäfgen foltern zu lassen. Und mit der Strafe dafür - na jetzt mußte er tatsächlich Geld bezahlen! Eine Geldstrafe - das war das Minimum an möglichem Strafmaß, was das Gesetz dafür vorsah. Und er wurde versetzt, wurde aber wieder Chef von über 300 Leuten. Ich hätte ihn weiter als Polizeipräsidenten arbeiten lassen, wenn er sich von alle dem distanziert hätte. Hat er aber wohl nicht, meckert immer noch auf das Gerichtsurteil und auf seinen Innenminister-Chef (war der überhaupt sein Chef - war es nicht die Frankurter Oberbürgermeisterin?, wahrscheinlich waren die beide zusammen seine Chefs, der eine befahl, die andere zahlte, und Personalentscheidungen treffen sie zusammen).
Und wenn Daschner das Geld von den von Metzlers nicht bekommen hätte - ich hätte ihm was gespendet. Frau Lochte hätte einen solch guten Bericht geschrieben... viele andere hätten auch was gegeben.
Viele Grüße
miljas