Der Assange-Wikileaks - Fall




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Beitragvon miljas » 12.02.2011, 12:41

Hallo,

hier ein weiterer Bericht zu den Folgen der Videoveröffentlichung von Wikileaks vor fast einem Jahr:

Wikileaks: Todesschützen frei, Enthüller in Haft (Video, ARD, 12:33 min)

@Coco:
Ich schreibe jetzt immer die Laufzeit der Videos dazu.
Welche Lasten Du Dir selbst zumuten kannst, mußt Du natürlich entscheiden.

Viele Grüße und ein schönes erstes Frühlingswochenende Bild - miljas :t252: :t252:
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von Anzeige » 12.02.2011, 12:41

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Beitragvon miljas » 24.02.2011, 19:24

Hallo,

Mr. Richter Howard Riddle nun entschieden, daß Assange nach Schweden ausgeliefert werden soll.

"Assange will gegen Auslieferungsurteil kämpfen" (Text, Spiegel-online)

Ich finde, der Richter kann noch so viel argumentieren, daß alle Spekulationen von Assanges Verteidigern bezüglich Auslieferung an die USA nicht bewiesen sind, u.a. - Eine Auslieferung ohne Anklage nur wegen eines Verhörs... Das ist und bleibt ein Witz! Seit Anfang Dezember sind nun schon fast 3 Monate vergangen und in dieser Zeit hätte die schwedische Staatsanwältin längst nach London reisen können, um ihre Fragen zu stellen. Zur Not könnte sie auch auf dem Landwege reisen - über die Brücke nach Dänemark und dann mit dem Eurostar (wenn Flugzeug und Schiff nicht in Frage kämen).

Vor einigen Wochen bereits waren Teile der Polizeidokumente veröffentlicht worden.
Darunter ein Foto des "demolierten" Kondoms. Ich dachte, ich sehe nicht recht - denn es gibt eigentlich nur zwei denkbare Möglichkeiten: Entweder hat die Dame das Teil vorsätzlich ein paar Tage aufbewahrt für künftige Zwecke (vielleicht auch als "Souvenir"?), oder es wurde im Zuge der Ermittlungen nach Tagen noch ausfindig gemacht - zum Beispiel im Mülleimer/Müllcontainer/Stockholmer Kanalisation... (ein dritte Möglichkeit gibt es noch - nämlich, daß es ein Foto der Opferzeugin ist... - allerdings würde das auch für ein sehr skuriles oder sehr "vorausschauendes" Verhalten sprechen.)

Ich hatte ja schon zu Beginn der Affäre gesagt, daß Schweden offensiv gegenüber einreisenden Touristen Aufklärung über seine Rechtsgepflogenheiten betreiben sollte. Zum Beispiel sollte die Touristenzentrale extrem reißfeste Kondome in attraktiven Verpackungen obligatorisch verteilen. Aufschrift: "Welcome to Sweden! Only this way: Svensk safer sex! Don't be an 'Assange-tourist!'".
Oder an den Schildern mit Informationen zu den Geschwindigkeitsvorschriften auf Straßen und Autobahnen an den Landesgrenzen: "At all points of Sweden: Condom is the right way!" (Bild, von http://8estp1.wikispaces.com/)

Viele Grüße - miljas :t252: :t252:
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Beitragvon miljas » 08.03.2011, 18:23

Hallo,

die Spielchen gehen munter weiter:
US-Mini-Raumschiff auf Geheimmission im All (Text, DW)

Hoffen wir, daß bald über Wikileaks oder eine vergleichbare Auskunftei Absichts-Erklärungen gegeben werden.
Das wird die Angelegenheit zwar nicht groß verbessern, weil diejenigen, die sich von den Amerikanern bedroht fühlen, dann ähnliches bzw. passendes "Spielzeug" hervorbringen werden (wer weiß - die werden es sicher schon längst wissen, worum es geht).
Aber wir wollen ja alle nicht dumm sterben. (Ich jedenfalls nicht.)

Das Filmstudio "Dreamworks" von Spielberg hat sich die Rechte vom Buch zweier Autoren des britischen "Gurdian" und vom Buch des Herrn Domscheit-Berg gesichert. Ob dieser Film (und weitere) so spannend werden? In der Presse werden ja immer wieder so tolle Informationen gegeben, wie zum Beispiel die, daß sich Assange tagelang nicht wäscht und dann dennoch nicht zuläßt, daß das Fenster geöffnet wird. Außerdem ißt er zu viel Leberkäse und Domscheit-Berg mußte hungern.
Na, ja, es können ja nicht alle so sauber sein, wie die Journalisten von "Gurdian", "Spiegel" und "New York Times". Wenn ich da so an die Leute von der US-Army in Irak und Afghanistan denke... wenn die dort irgendwo in der Wüste/Gebirge unterwegs sind, werden sie wohl kaum Zeit zur ausführlichen Körperhygiene haben. Vielleicht ein paar feuchte Wegwerftücher... Na gut, die Lüftungsfrage ist dort sicher besser gelöst. Aber Zugluft ist definitiv nicht gut, wenn man ständig zu tun hat, übermüdet und gestreßt ist und eine Erkältung/Grippe vermeiden muß.

Für Assange haben die Anwälte Anfang März Berufung gegen den Auslieferungsbeschluß bei einem höheren Gericht eingelegt. Das wird wieder dauern - ich habe etwas von zunächst 40 Tagen gelesen.

Wie ging es im Fall Pinochet zu? Damals gab es keinen europäischen Haftbefehl, aber Pinochet war in Massenmorde und Folter gegen politische Gegner verantwortlich verwickelt. 1998 erließ ein spanischer Untersuchungsrichter einen internationalen Haftbefehl gegen ihn. Der Ex-Dikdator befand sich in Großbritannien, und der Richter forderte seine Auslieferung an Spanien. Nach Verhaftung und einem längerem (luxuriösen) Hausarrest in Großbritannien durfte Pinochet dann im Jahr 2000 unbehelligt wieder nach Hause fahren - aus angeblichen gesundheitlichen Gründen.

Was droht Assange?
Wenn er nach Schweden ausgeliefert wird (und das wird Großbritannien machen, denn das Land ist beteiligt an allen US-"Fronten", über die Wikileaks berichtet hat - also Irak, Afghanistan) dann droht ihm zunächst Gefängnis, weil es in Schweden keine Möglichkeit der Freilassung auf Kaution gibt. Der Prozeß wird unter Ausschluß der Öffentlichkeit geführt werden, geleitet von einem Richter, dem drei Laienrichter nach politischen Gesichtspunkten zur Seite gestellt werden. Bei Verurteilung drohen Assange vier Jahre Haft (das wird auch noch interessant werden, ob dann diese "Fußfessel-Zeit" mit angerechnet wird).

(Übrigens, der Partner in der Anwaltskanzlei von Herrn Claes Borgström - das ist der Anwalt der beiden betroffenen Damen - ist Thomas Bodström. Er war 2000 - 2006 schwedischer Justizminister und soll im Jahre 2001 zwei des Terrorismus verdächtige Asylbewerber an die CIA übergeben haben, die die Männer dann weiter nach Ägypten überstellten. Dort sollen sie gefoltert worden sein.)

In den USA wurde jetzt Anklage gegen Bradley Manning erhoben. Er hätte Informationen an den "Feind" weitergegeben. Und dann werden noch weitere 22 Anklagepunkte angeführt (unter anderem unerlaubte Benutzung von Software). Dem jungen Mann droht jetzt eine lebenslange Haftstrafe.

Und was ist mit den Leuten, die in jenem Hubschrauber in Bagdad an den Waffen saßen und denjenigen, die die Befehle zum Beschuß der Zivilisten (vermeintlicher Bewaffneter - es waren nur Fotoapparate oder Kameras - und danach der zufällig hinzu kommenden Erste-Hilfe-Leistenden) gaben? Diese Leute dürfen sich weiter in Unschuld und in der Zusicherung patriotischer Pflichterfüllung sonnen.

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Beitragvon miljas » 02.04.2011, 08:25

Hallo,

Mitarbeiter von "Aspekte" konnten anläßlich des Erscheinens eiines Buches über die Hackerszene der frühen 90er Jahre in einem deutschen Verlag mit Assange ein Interview führen.

Assange gegenüber "Aspekte" (Video, ZDF; 6:08 min)

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Beitragvon miljas » 09.04.2011, 21:13

Hallo,

am 12. Juli folgt der nächste Akt im Fall "Schwedische Staatsanwaltschaft vs. Assange".
Dann vor dem Londoner High Court.

Neue Chance für Assange (Text, SZ)

Der Kreis der Zeitungen, der Dokumente aus den geheimen US-Botschafsdepeschen bekommen hat,
ist um die israelische Tageszeitung "Haaretz" erweitert worden:

Julian Assange kein Agent des Mossad (Text, Frankfurter Rundschau)

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Beitragvon miljas » 02.08.2011, 18:20

Hallo,

schon lange nichts mehr dazu gesagt und davon gehört - was machen
"unsere" "Sex-Aktivisten"?

(Kachelmann gibt Internet-Wetterberichte und es wird noch bei anderen Gerichten
weiter gerichtet werden, weil Revisionsanträge eingereicht wurden;
DSK - was macht er, was hat er gemacht ? Die betroffende Dame hat vorab
schon einmal ausführliche Darstellungen abgegeben und sich völlig veröffentlicht
mit Namen und Foto...)

Die nächste Entscheidung der Verhandlung im Fall von Assange wird irgendwann nun nachgereicht
werden.
Assange kämpft vor Gericht erneut gegen Auslieferung (Text, "heise-online".

Daß immer noch keine Anklage erhoben wurde (seit 8 Monaten!) - das ist vom Standpunkt des gesunden Menschenverstandes aus gesehen ein Witz aus dem Tollhaus!
Wenn die schwedische Staatsanwaltschaft noch nicht ausreichend Fakten hat, um eine Anklage
erheben zu können, dann ist eine Auslieferung von Assange wirklich völlig sinnlos, und wäre es
nur eine "Spekulationsaktion", so nach dem Motto: "vielleicht zeigt er Nerven?"
Warum Spekulation? - Man stelle sich doch einfach vor, daß Assange auf die Fragen
der Schweden dann keinerlei Antworten geben wird.
Ich würde mich an seiner Stelle genau so verhalten.
Alle Vorwürfe zurückweisen und zu Detailfragen keinerlei Aussagen abgeben.
Dann müssen die Schweden nur mit dem, was sie jetzt bereits in der Hand haben,
Anklage erheben und einen Prozeß ansetzen.
Entweder sie können es bereits jetzt, oder sie können es nicht.
Punkt.

Ich weiß nicht, welche Verpflichtungen es entsprechend der Gesetzeslage gibt,
innerhalb eines normalen Zeitrahmens endlich einmal eine Anklage bei einem Vorliegen
begründeter Vorwürfe zu erheben.
Allerdings, einen Menschen mit einer Auslieferung und einer Anklage zu bedrohen und ihn
monatelang in seiner Bewegungsfreiheit einzuschränken (elektronische Fußfessel, und
tägliches Melden bei der Polizei) - das kann doch nicht normales europäisches Recht sein... ???
Nicht in England und nicht in Schweden (und hoffentlich auch nicht in Deutschland).

An Assanges Stelle würde ich mich an den Europäischen Gerichtshof in der Frage der
Einschränkung der Menschenrechte (Bewegungsfreiheit) wenden. Aber wer weiß,
was diese Leute dort können und dürfen... Das würde sich dann bestimmt jahrelang hinziehen
und dann werden sie vielleicht an die zuständigen nationalen Gerichte zurückverweisen.

Das Verhör hätten die Schweden mittlerweile schon längst in England abhalten können!
Und wenn die schwedische Staatsanwaltschaft dann der Meinung wäre, daß Assange
festgenommen werden muß (wie die schwedische Staatsanwältin es seinerzeit begründete,
daß er unbedingt nach Schweden gebracht werden müßte, falls sie ihn dann im Ergebnis der
Vernehmung festnehmen lassen muß), dann könnten die Schweden das genauso mit einem
verschärften Auslieferungsersuchen erwirken. Logisch? Oder etwa nicht? Vielleicht entbehren
die relevanten juristischen Regelungen gerade dessen - einer normalen Logik! Vielleicht ist
das tatsächlich alles nichts weiter als eine Farce, wie sich immer mehr abzeichnet. Und sei es
auch nur eine im engeren Sinne, also direkt zum Schutz der sexuellen Selbstbestimmung und
tatsächlich völlig losgelöst von den anderen, politisch relevanten Aktivitäten Assanges.
Der Skandal ist dann auch nicht kleiner.

Hier noch ein Beitrag vom Juni:
"191 Tage ohne Anklage":
Julian Assange protestiert mit Video gegen Hausarrest
(Text, "Stern")

Hier das im Stern-Beitrag verlinkte Video von Wikileaks:
Sweden v Assange (Yt-Video, 5:30 min)

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Beitragvon miljas » 31.05.2012, 09:51

Hallo,

ich kann es nicht mit 100%-iger Gewißheit sagen, aber ich denke, daß
die Heuchelei in die nächste Runde gehen wird.
Gestern wurde in London am höchsten Gericht entschieden, daß dem Auslieferungsgesuch
der schwedischen Staatsanwaltschaft entsprochen wird. Am 1. und 2. Februar 2012 war die
Anhörung, und nun wurde der Entscheid bekannt gegeben. Es ist ein langes Schriftstück mit
vielen Punkten, natürlich auf Englisch :-) - 117 Seiten. Wer es einmal anschauen möchte, bittte:

AssangeUKSC_2011_0264_Judgment.pdf

Im Kern ging der Streit darum, ob die schwedische Staatsanwaltschaft direkt berechtigt ist - ohne
einen richterlichen Bescheid - einen Auslieferungsantrag zu stellen. Jetzt haben die Briten es wohl
so interpretiert, daß im britischen Recht von "juristischer Autorität" gesprochen wird und
entsprechend der französischen Sichtweise auch Staatsanwälte umfaßt. ("Der Begriff "judicial
authority" im britischen Gesetz sei dem französischen "autorité judiciaire" entlehnt, dort umfasse
der Begriff auch Staatsanwälte." Zitat aus Spiegel-online, Konrad Lischka.) Wer weiß - demnächst
fordert der Hausmeister irgendeines europäischen Justizministeriums die Auslieferung der
nichtgrüßenden Besucher aus Duddeldiddelland. Hausmeister ... Justizministerium ... ja - eine
juristische Autorität!
Und überhaupt, in dem gesamten "Kriminalfall" geht es viel um
Gummi... (auch hier französische Einflüsse) und nun auch noch juristische Gummiauslegungen.

Assanges Anwältin hat erklärt, daß im Urteil Bezug genommen wird auf ein Dokument, über das
bei der Anhörung im Februar nicht gesprochen wurde, so daß man dazu keine Stellung nehmen
konnte. Das gibt vielleicht einen zeitlichen Aufschub, wenn sie Revision einlegt. Die
Auslieferung wird es wohl kaum verhindern können.

Interessanterweise wurde 3 Tage nach Bekanntwerden des Gerichtstermins für die
Urteilsverkündung der Besuch der US-Außenministerin Clinton in Stockholm für Ende dieser
Woche angekündigt. Da wird man bestimmt über das Baby der schwedischen Prinzessin reden ...

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Beitragvon miljas » 20.06.2012, 03:02

Hallo,

nun ist Julius Assange in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet und hat
um Asyl in diesem Land nachgesucht (dieses wurde ihm von Ecuador bereits 2010 angeboten).

Kann ich verstehen.
Ich würde auch überhaupt keine Lust haben, mich mit dieser schwedischen Staatsanwältin
treffen zu müssen. :-)
(In Göteborg... Was soll man in Göteborg? - Die Brücke nach Kopenhagen
besichtigen? :-)).

Bild
Foto: Stern (Wikipedia)

Heinz Rudolf Kunze - Murphys Gesetz 3:35 min
(geht mir schon wochenlang nicht aus dem Kopfohr...)

Long live Kafka!

Viele Grüße - miljas :t252: :t252:

PS.:
Zu allem was ich früher dazu sagte, gibt es eigentlich nicht viel hinzuzufügen.
Zwei junge schwedische Damen - aber schon deutlich volljährig - die einen Ausländer
mit in ihre Wohnungen nehmen, mit ihm dann einvernehmlich in die "Kiste" steigen und
dann mehrere Tage später zur Polizei gehen, um sich einmal zu erkundigen (warum nannten
sie dann eigentlich den Namen von Assange, wenn sie sich nur einmal erkundigen wollten?)
- das "stinkt" doch "hinten und vorne".

Und wenn nun tatsächlich etwas, nach schwedischem Recht, Strafbares geschehen ist -
warum ist dann bisher immer noch keine Anklage erhoben worden? Warum sollte Assange
vor der schwedischen Staatsanwältin sich selbst belasten? - Das wäre doch absolut
dumm.
Und wenn nun Anklage erhoben worden wäre in der Zwischenzeit, dann hätte man
noch einen weiteren Haftbefehl in Schweden ausstellen können. In diesem Falle dann einen
richterlichen, im Gegensatz zu dem bisherigen nur staatsanwaltlichen.
Nichts dergleichen ist geschehen.

Was aber unvergessen bleiben wird, ist die Veröffentlichung des Videos, wie US-Truppen
in Bagdad eine Gruppe Männer mit einer schweren Waffe von einem Hubschrauber aus
beschießt und tötet, weil man eine Kamera als Waffe vermutete. Als danach dann ein
Kleintransporter hielt und der Fahrer ausstieg, um erste Hilfe zu leisten, wurde auch dieser
erschossen. Auch auf den Transporter wurde geschossen. Dort saßen Kinder neben dem Fahrersitz -
der Vater wollte seine Söhne zur Schule bringen. Ohne Assange und Wikileaks (und auch
ohne den Lieferanten der Informationen, der nun schon zwei Jahre in einem amerikanischen
Militärgefängnis festgehalten wird), wüßte die Welt es nicht "so genau". Ich habe ein Interview
mit einem ehemaligen amerikanischen Soldaten gesehen, der zu Fuß zu dem Ort
des Massakers kam und der eines der Kinder wegtrug (die Kinder haben den Angriff überlebt).
Er hat danach seinen Dienst bei der US-Army quittiert. Während er dieses Interview gab,
waren die Hubschrauber-Täter nicht angeklagt oder bestraft. Und ich glaube, so ist es bis heute.
Man sagte damals, daß es Kämpfe in der Nähe gab. Da fehlte nur noch der zynische Begriff:
"Kollateralschäden"... :-(

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Beitragvon miljas » 22.06.2012, 08:53

Hallo,

wie zu hören ist, will die Regierung Ecuadors sehr schnell - bis heute - den Asylantrag Assanges
beantworten.

Ecuador entscheidet über Asyl-Antrag von Assange (Text, tagesschau.de)

Abgesehen von dem ihm vorgeworfenen Sexualdelikten, die Assange zurückweist, begründet er
sein Ausweichen vor der schwedischen Justiz mit der Befürchtung, von Schweden in die USA
ausgeliefert zu werden und dort möglicherweise wegen der Veröffentlichung
der geheimen US-Diplomaten-Korrespondenzen und Armeedokumente zum Tode verurteilt
zu werden.

Einige Journalisten und Blätter reden in diesem Zusammenhange immer gern von "Paranoia" bei
Assange. Aber, erstens ist auch eine langjährige bis lebenslängliche Haftstrafe kein Vergnügen,
und zweitens - so muß man sich doch fragen - warum gibt der schwedische Staat nicht einfach
eine Garantieerklärung an Assange ab, daß es in keinem Fall zu einer Auslieferung
hinsichtlich möglicher US-amerikanischer Beschuldigungen kommen wird? Es gibt bisher keine
Anklage in den USA. Und wenn man nun in den USA schon monate- und jahrelang an einer
Anklage im Geheimen "bastelt", dann ist alles, was später geschehen wird, bezüglich des
schwedischen Staates und seiner Justiz sozusagen rechtsunwirksam. Wo gibt es denn so etwas,
daß im Geheimen irgendwelche Anklagen vorbereitet und sie im geeigneten Moment
hervorgeholt werden - wohl doch hoffentlich nicht in Schweden? Das könnte man doch
problemlos erklären und garantieren, daß Assange nach Klärung aller "schwedischen Fragen",
wieder auf freien Fuß kommt und unbehelligt das Land verlassen kann.

Ja, da gab es (und gibt es noch?) einen schwedischen Server, auf dem die Daten gehostet
wurden (und werden?). Aber wenn es in Schweden nicht verboten ist... Selbst in den USA gibt
es ein Gesetz, wonach es nicht verboten ist, als Journalist geheime Dokumente zu veröffentlichen.
Richtig so. Als Journalist hat man die Aufgabe, die Öffentlichkeit zu informieren. Und ob das
Geheime nun gute oder böse Absichten hatte oder noch hat - das wird sich dann herausstellen,
wenn es die Öffentlichkeit betrachten kann.

Wie gesagt, es "stinkt hinten und vorne".
Und wenn man es einmal so sieht: die Gegner Assanges
haben immerhin ein Ziel erreicht - er wurde seit Sommer 2010 massiv in seinen Aktivitäten
behindert.

Wenn Ecuador den Asylantrag positiv beantwortet, wird es natürlich delikat.
Wie kann Assange Großbritannien dann verlassen?
Aber das wäre wahrscheinlich auch für Großbritannien die beste Lösung, ihn jetzt einfach ziehen
zu lassen. Denn wenn es tatsächlich zu ungehörigen Entwicklungen kommen würde in
Verbindung mit Schweden, dann wird man auf die Briten zeigen und sie einer wesentlichen
Mitschuld bezichtigen.

Und merkwürdig ist außerdem, daß sich der australische Staat überhaupt nicht in dieser
Frage für Assange eingesetzt hat. Es sagen ja viele, daß das schwedische Sexualstrafrecht
sehr, sehr weitgehend ist. Es gibt dort auch sehr zahlreiche Anzeigen, allerdings auch
weniger Verurteilungen.
Wenn jemand im Ausland mit Gesetzen in Konflikt gerät, dann ist das ist natürlich in erster Linie
seine eigene Verantwortung. Allerdings muß man als Staat wohl in jedem Falle versuchen,
seinen Bürgern zu helfen, insbesondere in solch unklaren Situationen.


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Beitragvon miljas » 06.07.2012, 17:50

Hallo,

wie zu hören war, hat Assange einen Termin bei Scotland Yard vor einer Woche ausfallen lassen.
Wenn er den wahrgenommen hätte, hätte er vermutlich nur einen Fuß vor die ecuadorianische
Botschaft setzen brauchen und dann hätten ihn Polizisten kostenfrei zu Scotland Yard gebracht,
aber vermutlich kaum (und auch nicht kostenfrei) wieder zum Botschaftsgebäude zurück. :-)

Seit 2 Tagen veröffentlicht Wikileaks neue Dokumente - syrische emails hochrangiger Politiker
und Geschäftsleute. Ist doch interessant. Da kann man dann an der einen oder anderen Stelle
sehen, wie Mittel zur Niederschlagung von Volksprotesten beschafft werden.

Witzig ist jedoch im Zusammenhang mit Assanges Person direkt folgende Meldung von heute:
ZDF hat geschrieben:Filmstudios in Hollywood wetteifern einem Medienbericht zufolge um die erste Verfilmung der Geschichte von Wikileaks-Gründer Julian Assange. Das Problem bei dem Projekt sei allerdings nicht nur, einen passenden Darsteller zu finden, sondern vor allem das offene Ende der Geschichte, meldete das "Wall Street Journal" am Freitag. Assange habe die Rechte an seiner Geschichte bislang allerdings nicht verkauft, die meisten Projekte stützen sich auf Bücher über den 41 Jahre alten Wikileaks-Gründer.
(Hervorhebung in Fett von mir.)

Was soll denn so schwierig sein am Ausgang der Geschichte? - Am Ende sitzt Assange im Kino,
schaut sich die 500 Verfilimungen an und macht mit dem Publikum im Anschluß ein Quiz, ob es so
war oder nicht. :-)
Viele Grüße - miljas Bild (Bewegen und Lieben - liebe Lokomotiven!)
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