Hallo,
jetzt ist mir der Rest von dem mir erzählten Märchen peu a peu wieder eingefallen. Ich habe es versucht, aufzuschreiben. Jetzt bin ich erst einmal geschafft...
"Nachdem nun schon mehr als zwei Dutzend Krippenbetreuerinnen entnervt aufgegeben hatten, nahm sich Papa Josef (Väterchen Josef) des Problems an. Was sollte er machen mit dem kleinen Ernesto? Sibirien - das wäre natürlich das Naheliegendste gewesen..., aber dort war schon alles belegt, überfüllt... Wie Väterchen Josef nun abends noch im Kreml saß (im Kreml brannte noch Licht...), kamen plötzlich drei Könige aus dem Mittagsland vorbei. Sie waren von ihren Schachbrettern abgehauen, weil sie dort immer nur einen einzigen Schritt machen durften (- und das als Könige!... die Damen, selbst die Türme, die Läufer natürlich ohnehin - ob mit oder ohne Doping - dürfen dort kreuz und quer und ganz hurtig hin und her laufen). Und nun kamen die Könige also nach Russland, in die weite russische Steppe, hinter der Wolga oder davor, und bis in den Kreml. Väterchen Josef wollte gleich erschrocken die Kreml-Wachen rufen, aber angesichts der Größenverhältnisse (drei kleine Königsschachfiguren), hielt er das dann doch für ein bißchen zu paranoid... "Was führt Euch zu mir, in mein gerötetes Reich?", fragte er. Sie antworteten ihm, daß sie zu einem Betriebsausflug mit unbekanntem Ziel aufgebrochen waren. Bis jetzt hätten sie nur gute Eindrücke von Land und Leuten bekommen und sie dachten, daß hier das Schloß sei und sie den Landeskönig treffen könnten. Das zu hören, rührte Väterchen Josef natürlich sehr. Er meinte dann zu ihnen, so schön könnte es überall auf der Welt sein, aber er habe jetzt gerade ein großes Problem mit dem kleinen Ernesto. "Ach", meinten da die 3 Könige - "was für ein großes Problem? Du siehst doch, wir durften immer nur kleine Schritte machen und jetzt sind wir einfach von den Brettern ausgebüchst." Da kam Väterchen Josef die rettende Idee: Warum Ernesto hier behalten? - Die Welt ist doch so groß... "Wenn ihr nun schon einmal hier seid - nennt mir ein Land mit 'A' am Anfang!" "Andorra". "Njet"- das kenne ich nicht. "Algerien" - nein, das ist zu muslimisch - mir reichen schon meine mittelasiatischen Sorgenkinder Usbekistan, Turkmenistan, Tadshikistan und Kirgisien. "Argentinien". "Hm. War dort nicht Trotzki bei Frieda Kahlo? ...Nein, das war irgendetwas mit Hexi, Hexi, &Co..., also gut... - Argentinien."
Endlich war eine Entscheidung gefallen - die roten Adventssterne auf dem Kremltürmen leuchteten noch einmal so hell. Die drei Könige verabschiedeten sich brav, denn sie wollten noch weiter nach Westeuropa, wo es auch noch viele ihrer Spezies geben sollte... Und der kleine Ernesto kam nun tatsächlich nach Argentinien. Und daß Väterchen Josef ihn dorthin geschickt hatte, war auch ganz passend, denn irgendwann sollten ja dorthin auch Madonna kommen, und Maradonna...
Jedoch wurde der kleine Ernesto immer aggressiver... Der Krippenbesuch wurde zwar nicht fortgesetzt, aber das Essen... Es gab in Argentinien immer nur eines zu essen: Rindfleisch. Zum Frühstück, zum Mittag, zum Abendbrot - immer nur: Beafstaek, Beafstaek, Beafsteak, Beafsteak.
Als Ernesto dann die Volljährigkeit erreicht hatte, war er unheimlich aggressiv geworden. Er wollte nun unbedingt wissen, wie man die Menschen von einer einseitigen Ernährungsweise heilen könnte, und deshalb wurde er Doktor. In unmittelbarer Nachbarschaft der Beafstaeks aber kam er da nicht weiter... So ist er dann losgezogen und durch ganz Südamerika getingelt. Beafstaeks gab es nicht überall in solchen Mengen, wie in Argentinien, aber fast überall wurde Spanisch gesprochen, ging es spanisch zu... Ja was sollte das denn nun - überall Spanisch, und alle nennen sich anders und Grenzen waren gezogen...? Sein Papa Josef hatte ja auch die Grenzen abgeschafft in seinem Riesenreich. Zumindest auf dem Papier und in der Behauptung - hinsichtlich der Straflager auf jeden Fall...
In Mexico geriet Ernesto an (einen) Wald von Worten - an einen Anwalt. Der fidelte munter von der besseren Ernährung... Und Ernesto war nach der langen Reise reif für die Insel. Und dann sind sie mit der Großmutter ("Granma") nach Kuba geschwommen. Das sah Batista von dort nun genau und gar nicht gern. Nach einer Ballerei, da waren's nur noch - nein, ein paar mehr als drei, aber nicht allzu viele mehr. Und dann ging die Ballerei immer weiter. Und aus Ernesto, der die Ernährungsweise verändern wollte, wurde ein Ballermann. Da wurde auch schon mal kurzerhand einer, der eine Weile mitgeballert hatte, dann aber irgendeinen Scheiß machte oder zu desertieren versuchte, nach "Gerichtsverhandlung" aus nächster Nähe abgeballert. Ja, wer weiß, wieviele Ernesto selbst abgeballert hat, und wer weiß, wieviele den Ernesto selbst auch abballern wollten...?
Und dann war man plötzlich, oh Wunder, bis nach Havanna gekommen... Und nun? Hat er sich dann sofort um die Ernährungsumstellung gekümmert? Zungen - böse? - behaupten, daß zunächst weiter geballert wurde und einige hunderte frühere gegnerische Ballermänner abgeballert wurden. Nichts Genaues weiß man nicht, oder?
Dann aber kam doch Neues, aber auch noch nicht die Ernährungsfrage. Ernesto wurde Industrieminister und Bankdirektor. Natürlich - so ist das: Hauptsache - man hat eine große Klappe - dann kann man alles machen (das ist ja bekannt aus allen Zeiten und Breiten...). Kuba und Industrie ?... Zuckerrohr, Zigarren, Kein Zinkvorkommen, dafür Nickel..., zahlungsfähiger Casino-Bordell-Tourismus... - da geht erst einmal nicht viel. Bank? Erste Ideen für Hedge-Fonds mit Florida-Exilkubanern nach den USA exportiert ? Das wäre ein Ding - vor 50 Jahren ein Ei gegen die Wallstreet gelegt...? Was war schon Kuba... ? Ernesto griff nach der Tuba... Nikita war schon längst aus der Kita und spielte mit seinen Raketen wie mit kubanischen Trompeten. Nichts wie weg von der Insel... Ernesto ging nach Afrika. Dort traf er die 3 Könige, die dort auf Safari waren, und die meinten dort zu ihm - "Mach mal Pause, und geh wieder nach Hause." Das beherzigte er und ging nach Bolivien, jedoch statt zur Pause, auf die nächste Ballermann-Tour. Klappte leider auch nicht. Die Indio-Bauern hatten wohl etwas gegen die laute Herumballerei in ihrer Nachbarschaft. Der Rest des Märchens ist ziemlich bekannt. Gefangennahme, Erschießen, Fotos - Was ist das?! Ernestoschristus in einer bolivianischen Provinzschule... Da konnte doch nur eines folgen: Wiederauferstehung. Ist auch erfolgt. Wo und wann? - wird nicht verraten. Auf jeden Fall - wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er noch heute (ballernd?).
Ob es nun gut ist, oder nicht... - im Märchen siegt immer das Gute... und sei es, daß das Märchen vom Guten auch einmal beendet wird. Und Platz macht für ein besseres Märchen vom schlichten und unangehimmelten Erdenbürger. Das wäre dann auch in Josefs und Marias Sinne - sie haben den ganzen Kladderadatsch ja durch... Alle warten immer auf den Messias... angeblich sei er schon da gewesen... Der Josef endetete, wie die meisten Sterblichen, natürlich tödlich. Maria grämte sich wegen Ernestos Argentinienabschiebung. Sie versuchte sich zu trösten und hoffte, daß sie der reichste Retter der Welt heiraten wird. Jedoch meinte dieser immer nur: "Ich kenne die Jacky, ich kenne die Jacky...".
Manchmal frage ich mich, ob die Weihnachstsbäume der Messias sind... Grüne, piekende Messiasse... Welches ist der beste Platz für Märchen? - Das Märchenbuch.
Laßt es Euch gut gehen, viele Grüße - miljas
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