Hallo,Ihr Lieben alle,
diesen folgenden Text habe ich aus dem PL-Forum kopiert und zeige ihn jetzt mit Erlaubnis des Autors hier:
Hallo Sabeth,
Deine Fragen habe ich gleich mal voran gestellt:
Wie ist man offen für einen anderen Menschen
und gleichzeitig bei sich?
Wie respektiert man den Anderen
und bleibt bei der eigenen Meinung?
Wie geht es, dass Nein sagen mal NICHT
dazu führt, dass der andere gekränkt ist?
Ich möchte hier nur eine Zeile herausgreifen: WIE BLEIBT MAN BEI SICH?
Das ist die Kernfrage; wenn Du sie für Dich beantworten und in die Tat umsetzen kannst, dann sind die anderen Fragen ebenfalls geklärt – der Rest ergibt sich...
Der Mensch steht permanent vor der Wahl, einerseits sich selbst und andererseits seine Umgebung und die Mitmenschen wahrzunehmen. Glücklich kann man nur werden, wenn die Selbst- und Außenwahrnehmung annähernd ausbalanciert sind. Verlagert der Mensch sich all zu sehr auf die Außenwahrnehmung, dann gerät er aus dem Gleichgewicht, die Mitmenschen erscheinen dominant und übermächtig, der Betroffene verstrickt sich bald in reale Schwierigkeiten, weil er sich den Situationen nicht angemessen verhält.
Aber was geschieht da genau?
Ich denke, die SEELE und damit die Selbstwahrnehmung können entweder IM KÖRPER sein oder diesen tatsächlich verlassen! Dann stehen wir “neben uns“, sind nicht mehr bei uns... Der Körper mag diesen Zustand überhaupt nicht: das vegetative Nervensystem reagiert gereizt, im Extremfall werden wir krank. Anders ausgedrückt: der Körper möchte von der Seele bewohnt werden; andernfalls gerät er in Unordnung wie ein leerstehendes Haus.
Zum Glück können wir ÜBEN, bei uns zu sein; im Zen-Buddhismus geht es um nichts anderes, getreu dem Motto: TUE, WAS DU TUST! Wenn wir essen, sollen wir essen; wenn wir den Fußboden wischen, dann wischen wir. Die Gedanken wollen zwar permanent Reißaus nehmen, sich mit Dingen und Menschen an einem anderen Ort oder einer anderen Zeit beschäftigen, völlig normal. Dann nehmen wir dies war und holen unsere Aufmerksamkeit zurück in´s HIER und JETZT.
Das war nun der fernöstliche Ansatz; seit fast 20 Jahren hilft er mir, mein Leben zu bewältigen. Aber was macht es denn nun so schwer, im HIER und JETZT verankert zu bleiben? Die Seele, die Aufmerksamkeit müssen ein paar gewichtige Gründe haben, der Gegenwart und damit dem Körper entfliehen zu wollen.
Zum einen ist der Körper der Sitz der Gefühle. Nicht der gedachten, über den Verstand reflektierten Gefühle, sondern der tatsächlichen! Beinahe alle Menschen tragen hier einiges mit sich herum, alte Wunden und Verletzungen, Wut und Trauer. Lasse ich mich hierauf ein, spüre ich vielleicht den Kloß im Hals, die Wut im Bauch, die Tränen, die laufen wollen. Sicherlich keine angenehmen Wahrnehmungen, doch sie gehören zum Leben dazu. Dennoch gehen Seele und Aufmerksamkeit gerne den bequemeren Weg und verlassen den Körper, den Träger der wahren und oft belastenden Gefühle. Wer auf diese Weise VERDRÄNGT, ist “neben der Kappe“!
Eine weitere Ursache spielt eine große Rolle, gerade in Bezug auf andere Menschen. Vielen von uns ist seitens der Eltern, von älteren Geschwistern und anderen Bezugspersonen ein Gefühl der Unzulänglichkeit vermittelt worden: “Du taugst zu nichts. Du bist dumm. Nimm dir ein Beispiel an deinen Mitschülern!“
Wer mit diesem negativen Selbstbild hinaus geht in´s Leben, neigt unwillkürlich dazu, ein Übermaß an Aufmerksamkeit auf seine Umgebung, seine Mitmenschen zu richten und sich an ihnen zu orientieren. Schließlich wissen die anderen “besser Bescheid“! Dies geschieht zu Lasten der nötigen und gesunden Selbstwahrnehmung, wieder steht der Mensch “neben sich“.
Eine Steigerung hierzu ist die ANGST: wer ständig Böses seitens seiner Mitmenschen erwartet, der richtet ständig seine “Antennen“ auf die Umgebung, um drohendes Unheil rechtzeitig zu erkennen. Wieder ist der Mensch nicht “bei sich“. Wie ein Seefahrer, der an der Reling steht und ängstlich nach Piraten Ausschau hält, das Ruder seines Schiffes aber sich selbst überläßt...
Und schließlich ist es das Erkennen der eigenen VERANTWORTUNG, das uns zur Flucht aus der inneren Mitte treibt. Wir sind selbst verantwortlich für unsere Gefühle, für unser Tun und Handeln, unser gesamtes Schicksal. Letztlich gibt es keine andere Möglichkeit, als authentisch aus der eigenen Seele heraus zu leben. Diese Erkenntnis kann so erschütternd und beängstigend sein, daß mancher es vorzieht, sich wiederum an seine Umgebung zu verlieren und sich im Übermaß mit ihr zu identifizieren. Wer die Deutschlandfahne schwenkt, greift auf eine vorgegebene “Identität“ zurück, nicht aber auf die eigene...
Liebe Sabeth, nach diesen weitschweifigen Ausführungen nun zu Dir! ÜBE einfach bei Dir zu sein, sei achtsam in den kleinsten und banalsten Alltagsdingen. Spüre jeden Atemzug! Lerne ohne Furcht Deine Gefühle kennen!
Kein anderer Mensch kann für Dich fühlen, niemand kann für Dich entscheiden. Nimm diese Verantwortung auf Deine Schultern.
Doch gerade, wenn wir bereit sind, diese unendlich schwere Last zu tragen, dann wird das Leben leicht...
Gruß und alles Gute!
Werner
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Tja, ich muss jetzt weg, melde mich hierzu aber wieder.
Wenn Euch dazu Gedanken kommen, teilt sie doch auch bitte mit (wenn Ihr Lust dazu habt,..)
Habe nur ganz schnell die PPE überflogen und immerhin gemerkt, dass Chord fußballmäßig Fortschritte gemacht hat.
Finde ich gut, dass sie sich trotzdem ein Urteil erlaubt. (Was heißt hier "trotzdem"?)
Schluß jetzt,
alles Liebe,
Coco
:t227: