Hallo, das Urheberrecht ist eine sehr komplizierte Materie und ich hab mich einmal recht intensiv damit beschäftigt. (Leider hab ich derzeit sehr wenig Zeit, daher nur in Kurzform - es macht einen großen Unterschied aus, ob es sich um ein literarisches Werk, ein Foto, ein Gemälde, eine Datenbank ... handelt. Je nach Fall gelten völlig unterschiedliche rechtliche Regelungen, und auch welche, die abseits des Urheberrechts unbedingt zu beachten sind (z.B. darf ich eine wildfremde Frau in der Öffentlichkeit wohl fotografieren, muss sie nicht mal um ihr Einverständnis bitten - veröffentlichen darf ich das Bild (sofern sie darauf deutlich erkennbar ist, und es sich bei ihr um keine "öffentliche" Person wie etwa eine berühmte Schauspielerin oder Politikerin handelt) ohne deren Einverständnis allerdings nicht.)
Zum Fall von literarischem Urheberrecht ist zu sagen, dass es ein großes Missverständnis ist, zu denken, hier wäre der Inhalt geschützt - das einzige, das nach deutschem Urheberrecht geschützt ist, ist die Form (aus dem selben Grund haben z.B. auch Spieleautoren keine Handhabe, wenn jemand ihre Spielidee "abkupfert", sondern nur dann, wenn derjenige Formulierungen aus den Spielregeln übernimmt, oder Teile des Designs) und zwar dann, wenn eine gewisse geistige Schöpfungshöhe vorliegt. Bei einem Gedicht oder literarischen Werk ist das klar, aber es gilt auch schon für einen persönlichen Allerweltsbrief. Wofür es nicht gilt, sind "unoriginelle" Sätze wie z.B. "Die Sonne geht morgens um acht auf." (Wobei eine Reihe solch unorigineller Sätze durch die spezielle Art der Zusammenfügung dann wieder eine geistige Schöpfung ergeben können - man dürfte dann zwar einen einzelnen Satz problemlos zitieren, nicht aber das Werk als Gesamtes oder einen mehrere Sätze umfassenden Abschnitt daraus.), Wetterregeln, Sprichwörter, Witze (sofern sie bekannt sind), ...
Was man aber jederzeit dürfte, wäre z.B. einen Roman eines anderen Autors in eigenen Worten nachzuerzählen. (Wie es oft bei "modernisierten" Fassungen geschieht. Es ist aber im Prinzip immer erlaubt, da Ideen als solche durch das deutsche Urheberrecht eben nicht geschützt sind.)
Bei der von mir zitierten Tagesmotivation von Peter Lauster vom 26.6. stand/steht zweifellos der Inhalt im Zentrum, es ging/geht um Vermittlung einer inhaltlichen Aussage, die gewählte Form waren drei oder vier kurze Sätze ohne irgendwelchen auffälligen Stilmerkmale.
Ob es erlaubt ist, diese Sätze komplett zu zitieren oder nicht, fällt wohl in die Zone der strittigen Fragen (wobei es noch einige andere Punkte gibt, die durchaus dafür sprächen - vielleicht schreib ich mal im Sommer ne Erörterung zu dem Thema);-)
Allerdings ging es mir um eine inhaltliche Frage. Dafür ist die Form eigentlich völlig irrelevant - wäre ich zu dem Zeitpunkt nicht grad in extremer Zeitnot gewesen, hätte ich mir vielleicht die Mühe gemacht, und das ganze umformuliert - denn man kann ohne weiters dasselbe in leicht anderen Worten sagen, ohne dass der Gehalt verloren geht (bei einem Gedicht ist das z.B. in der Regel unmöglich)
Und ab dem Moment liegt dann zu hundert Prozent kein Urheberrechtsschutz mehr vor.
Warum es Peter Lauster - so es ihn in der vorliegenden (gelöschten) Form gestört hätte - aber dann weniger stören sollte, versteh ich einfach nicht. Denn ob ich die Sätze belasse, oder indirekt schreibe, Peter Lauster schreibt das und das, und dann hier und da mal ein Wort gegen ein Synonym austausche oder eine leicht andere Formulierung verwende - vom Inhalt her bleibts dasselbe. Und es ist auch nicht so, dass das Urheberrecht keine Schranken hätte - genau, um kritische Diskussionen, Rezensionen, wissenschaftliche Betrachtungen, aber auch z.B. Parodien zu ermöglichen, gibt es eben im Urheberrecht auch Ausnahmen (unter dem Stichwort "Informationsfreiheit" - aus dem selben Grund können z.B. auch tagesaktuelle Schlagzeilen übernommen werden. Oder wenn ein Künstler sich zum Beispiel zur Politik äußert, kann er auch nicht hinterher sagen, seine Worte unterliegen dem Urheberrecht und man darf jetzt drüber deswegen nichts Konkretes schreiben, wenn man z.B. was entgegnen will. Wenn man über bestimmte Dinge nicht einmal mehr diskutieren darf und allein die Möglichkeit, zu einer Aussage eines nicht seit über 70 Jahren Verstorbenen, sondern lebenden Menschen, Stellung zu nehmen, daran gebunden ist, dass jeder der Beteiligten die Aussage mit Geld käuflich erwirbt, ist das einfach nur noch traurig. Vor allem, weil dann Reiche mehr Freiheit zur Meinungsäußerung und zum Austausch haben, während Arme weniger, und ein ganz Armer unter Umständen überhaupt keine Möglichkeit mehr dazu hat. Bei den Mitteln zur Freizeitgestaltung (Kunst, Sport) ist das ohnehin schon so, das muss ja nicht bis in jedes kleinste Winkerl vordringen. Ich hab solche Dinge z.b. in meinem alten Forum immer nach dem Herz und kaum je nach dem Kopf entschieden, weil es mir bei manchen Gedichten z.b. einfach wichtig war und ist, die zu bringen und evtl. in einen Austausch zu treten. Dafür wär ich auch ins Gefängnis gegangen
Mahnung hab ich aber nie erhalten. (Wobei ich mir schon die Person des jeweiligen Autors angeschaut hab und eigentlich immer sicher das Gefühl hatte, dass es dem/der durchaus recht wäre, und er sicher nicht böse wär drüber. (Wenn derjenige/diejenige zwar tot ist, aber noch keine 70 Jahre und nicht so berühmt wie jene AutorInnen, die man in der Schule durchnimmt, hat man als Normalsterblicher ja sonst überhaupt keine Möglichkeit überhaupt was von sener Existenz zu erfahren.) Blöd ist halt, dass die Erben manchmal ganz anders sind, aber da ich die Dinge mit dem Herz entschieden hab, hab ich mir da über die Erben nicht den Kopf zerbrochen.) Generell suchen die "Abmahner" auch Seiten auf, wo z.B. zahlreiche Werke von einem bestimmten Autor "geklaut" wurden - wenn eine Seite lauter Gary Larson-Bilder bringt, so dass man quasi schon ein Buch vollständig hat, ist die Verärgerung ja verständlich und nachvollziehbar - wenn sich irgendwo mal ein Vierzeiler von wem findet, schon weniger, denn meist wird dann entweder gar keine Reaktion erfolgen oder sogar eine im Sinn des Autors - dass LeserInnen neugierig gemacht werden, die sonst nie die Chance gehabt hätten, auf ihn überhaupt zu stoßen. (Umgekehrt sind die "Strafen" auch in solchen Fällen lang nicht so exorbitant wie die "riesigen Summen", die z.B. gegen Tauschbörsennutzer, die in großem Stil illegal handelten, ausgesprochen wurden, wenn das Verfahren nicht überhaupt eingestellt wird wegen Geringfügigkeit.
Ich schreib selbst auch, und mir wurde mal eine ganze Geschichte "geklaut" (wobei das nicht so sicher ist ob es wirklich ein Klauen war, denn es war zu Unterrichts- und Prüfungszwecken, und da gibts angeblich wieder eine Ausnahme, die das erlaubt - obwohl mir gerade das eher Bauchweh bereitet hätte, aber erstens erfuhr ichs ja erst hinterher (durch Zufall), und zum Glück wars eine Wahlfrage, also wurden die SchülerInnen wenigstens nicht gezwungen, sich mit meinem Text auseinanderzusetzen) - also ich versteh da beide Seiten. Aber wenn sich irgendwo in einem geringen Ausmaß ein paar Zeilen von mir befinden, würde ich nie im Leben auf die Idee kommen, deswegen einen Anwalt zu bemühen. Und das nicht bloß wegen der geringen Erfolgsaussicht, sondern weil ich das einfach fies fänd, wenn ein Mensch voll Begeisterung mal ein Gedicht von mir auf seiner Seite bringt, daraus finanziellen Vorteil schlagen zu wollen. (Bei Sachen in großem Umfang wärs wieder was anderes). Wenn mich das wirklich stören sollte, würd ich den Seitenbetreibern ne Mail schicken, sie sollen es bitte runternehmen, und fertig.
Liebe Grüße,
Chord
@toggle Wie gesagt, momentan könnte ich deine Mail zwar lesen, aber nicht wirklich drauf eingehen - zu nem späteren Zeitpunkt wäre es mir lieber. Ist ohrnehin auch hier schon viel zu lang geworden, aber ich brauch fürs kurzschreiben noch viel länger
@@ Meer Danke für deine Antwort - auch wenn leider meine Hauptfrage (die kann man ja noch nachlesen) darin leider auch nicht behandelt wird von dir - und die war ja der Grund, warum ich die TM hier eingestellt hatte.