Die Grundaussage des Artikels ist absolut nichts Neues, Jahoda/Lazarsfeld haben schon vor Jahrzehnten in ihrer Studie festgestellt, dass arbeitslose Menschen (selbst dann, wenn sie dieses Schicksal mit vielen anderen im Ort teilen) depressiv werden, sich ihre Bewegungen messbar verlangsamen usw. usf. Jeder, der sich ein bisschen mit Psychologie auskennt, weiß auch, dass Arbeitslosigkeit anders als man es auf den ersten Blick denken würde, spätestens ab dem Moment, wo der Mensch desillusioniert wird, ihn oder sie enorm stresst.
http://www.welt.de/wirtschaft/arti23619 ... adcomments
Wirklich erschreckend wirds, wenn man die Kommentare liest. (Alle hab ich gar nicht gepackt, es ist einfach zuviel, was den Arbeitslosen da an Gehässigkeit von "Otto Normalbürger" entgegenschlägt.)
Vereinzelt findet man zwischen all dem Schund auch mal Mitfühlendes und sachlich Richtiges - meist von Nicht-Mehr-Arbeitslosen oder Noch-Nicht-Arbeitslosen oder Working Poor. Zumindest ein Posting eines/einer Betroffenen findet man fast immer, das nahezu jedes der gängigen Vorurteile dementiert - etwa dass gute Ausbildung einen davor schützen würde, je arbeitslos zu werden, dass HartzIV ununterbrauchen rauchen usw.
Angst und bange wirds einem echt, wenn man sich die Posts des großen Rests durchliest. Als ich Starlight unlängst schrieb, dass ich das zu strikt formuliert find, weil dann jemand auf die Idee kommen könnte, Arbeitslose in Sammelunterkünften zusammenzufassen, weil das ja auch "ein Dach überm Kopf" ist, hatte ich wohl das in Gedanken extrapoliert und das Schlimmstmögliche angenommen (auf die Weise hatte ich schon Ende der 80er Jahre mal die derzeitigen Zustände "vorausgessehen") - allerdings wäre ich nie im Leben auf die Idee gekommen, dass sowas schon heute unverhohlen gefordert wird. Und nicht nur das - die Palette reichte bis Zwangsarbeit udn Arbeitslager
Und jede/r Arbeitslose ist natürlich faul und selbst schuld und will gar nicht arbeiten. Schade nur, dass genau die verkehrten fest im Sattel sitzen und dank ihrer Ellbogenmentalität absolut keine Gefahr laufen, ihre Jobs zu verlieren.
Liebe Grüße,
Chord
PS: ich fand heute eine Riesenheuschrecke auf meinem Bett vor, die sich totstellte (vielleicht wars auch keine, aber daumengroß fand ich imposant genug, war nicht so angenehm die Vorstellung, dass die vielleicht auf meinem Gesicht rumkrabbelt wenn ich schlaf), jetzt bin ich dann wieder aufgestanden, auch wenn sie jetzt glaub ich rausgeflogen ist.