ich habe den Film nie gesehen, nur davon gehört - und nur die von Dir verlinkten Szenen angeschaut.
Wenn Du meinst, so wie man es allgemein sagt, über Geschmack kann man streiten, dann finde ich, daß es bei diesen Szenen nichts zu streiten gibt - sie sind einfach nur geschmacklos.
Und da gibt es auch keine stichhaltige Begründung für die "detailgetreue" Darstellung eines historischen Ereignisses, für die "Vermittlung" der Leidensgefühle Christi, usw.
Ich denke, wenn irgendjemand künstlerisch das vermitteln will, was damals geschah und was auch heute noch geschieht, dann muß man an die persönlichen Erlebnisse des Durchschnittsmenschen anknüpfen. Irgendeinen direkten körperlichen Schmerz hat jeder Mensch irgendwann einmal erlebt. Ob er nun von den Eltern oder von Mitschülern geschlagen wurde, ob er sich mit einem Messer geschnitten hat oder elektrischen Strom an einer Batterie gespürt hat.
Wenn die Kirche und die Kultusminister, die zuständig für die Bildung sind, nicht gut informieren, woher das in den Klassenräumen hängende Kreuz stammt - dann ist das schlicht und einfach die Schaffung einer Bildungslücke. Ich habe es auch erst später mitbekommen, wovon das Kreuz-Symbol genau abgeleitet wurde.
Spott, Hohn, Sadismus, Macht, Schaulust, Leid, Mitleid, Ohnmacht, Ausgeliefert sein, Entsetzen, Trauer, Unverständnis…und wohl noch e i n i g e s mehr.
Und finden wir nicht noch heute so e i n i g e s davon in Beziehungen, Ehen, am Arbeitsplatz, auf der Autobahn... im täglichen Leben?
Ich weiß nicht, ob es so glücklich und veränderungsstimulierend ist, nun immer ein Klagehohelied auf die schlechten Eigenschaften des ach-so-schlimmen-unveränderlichen Menschen zu singen.
Ich habe prinzipiell nichts dagegen, wenn man eine konkrete Situation beschreibt und zur Feststellung kommt, daß es so und so ist. Und wenn es überwiegend negativ ist, dann bitte ist es eben so. In der Welt, in der ich lebe, beobachte ich Unterschiedliches. Und wenn Du mich fragst, Nobody, woran ich glaube... - was ich da aufzählte sind ja nur Mittel zum Zweck - letzten Endes kann man in dieser maßgeblich aus Menschen bestehenden Welt nur an eines glauben: an Menschen! Sie haben bisher alles Schlechte und alles Gute vollbracht. Und daran wird sich auch vom Prinzip her nichts ändern (es sei denn, es landet tatsächlich einmal eine UFO-Flotte in Kasachstan).
Aber die Entwicklung zeigt doch, daß die Chancen für eine Zunahme des Guten so schlecht nun auch nicht stehen. Schlecht und böse zu sein, ist nämlich auch ganz schön anstrengend - irgendwann werden die Menschen zu müde werden, das in dem Umfang fortzusetzen... Vor ein paar hundert Jahren gab es noch hundert- und dreißigjährige Kriege - der letzte 5-jährige Weltkrieg ging schon an bis dahin ungekannte Grenzen.
Auch wenn viele Menschen diese Erfahrung nicht machten, weil sie schon immer an den unteren Wohlstandsgrenzen (oder sogar in Armut) lebten, weil sie zu weit weg waren vom Geschehen oder erst danach geboren wurden - es gibt auch viele Menschen, in denen die Erinnerung daran noch lebt.
Viele Grüße
miljas