miljas hat geschrieben:Hallo...,
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Donna - ein bißchen Zyankali schadet doch nichts. Laß Dir durch mich nicht das Fest verderben.
So richtig zynisch sind ja in dieser Beziehung andere. Wenn ich da so an die "Jingle Bell"-Corporation denke, die demnächst wieder pausenlos die Jingles bellen läßt... Und dann gibt es ein ganz zynisches Wort, daß ich überhaupt nicht erfunden habe: das Weihnachts-GESCHÄFT.
Ja, wenn Du von Kindheit redest... Wenn es bei uns bunte Teller gab, dann war da etwas Besonderes darauf. Nichts Alltägliches. Heute gibt es das alles tonnenweise im Supermarkt. Die Schokoldenweihnachstmänner erreichen teilweise Mammutbaumgröße... Und dann noch diese lila Exemplare...
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Übrigens wird der diesjährige zentrale Weihnachtsbaum für Berlin (er steht an der Gedächtniskirche, am Kudamm) nicht von jwd geholt. Eine Tanne ist in einem Berliner Wohngebiet so groß gewachsen, daß sich der Haus-und Grundstücksbesitzer von ihr trennen will. Und die Idee bezüglich der Weihnachtsbaumösung - da spart er die Kosten für das Fällen und den Abtransport - das zahlt alles die Stadt Berlin, die wiederum auch die Kosten für den Hertransport von außerhalb spart (ich glaube, die Bäume kommen sonst immer aus der Alpenregion oder aus dem Schwarzwald).
Und wenn jemand fragt, warum man im Erzgebirge so gerne Weihnachten mit vielen Kerzen feiert(e) und dann diese Pyramiden erfand - die Bergleute sahen im Winterhalbjahr kaum das Tageslicht. Deshalb.
Viele Grüße - miljas :t252: :t252:
Hei miljas,
du bist wahrscheinlich in sehr guter und großer Zyankali-Gesellschaft, denn das
Weihnachts-Bild hat sich ja sehr gewandelt. Nein, ich lasse mir Weihnachten nicht mies machen. Ob du es jetzt glaubst oder nicht: Das hat noch niemand geschafft! Ich mag einfach die Ruhe und die Besinnlichkeit in diesen Tagen, ja, mir macht selbst die Hektik und der mörderische Stress (!) davor nichts aus. Das gehört alles dazu.
Ja, hoffentlich hat sich der Tannenbesitzer wenigstens auch bissle etwas für das Bäumsche bezahlen lassen oder meinst du, dass mit Fällen und Transport alles abgegolten war? Na, ist ja auch selbst dann noch okay; er hat kein G'schieß mit dem Gewächs und die Berliner haben einen vernünftigen Baum "von hier". So heißen nämlich im Allgäu die heimischen Produkte, als da wären Milch, Käse, Joghurt und so mancherlei.
In unserer Kindheit war das wirklich so, wie du es sagst, mit den Geschenken. Aber irgendwie war es trotzdem schön, auch wenn alles knapp war. Sicher hat man es deshalb ganz besonders genossen.
Ich weiß noch genau, wie meine Mutter in den Wochen vor Weihnachten bis fast zur totalen körperlichen Erschöpfung die Wohnung gewienert hat. Wirklich gewienert. Wir hatten einen Holzfußboden - ich weiß nicht, ob es unversiegeltes Parkett war - , den hat sie mit Stahlspänen bearbeitet. Und zwar jedes der drei Zimmer! Danach wurde gebohnert und poliert. Alle Vorhänge wurden gewaschen und die Türen auf Hochglanz gebracht. Ich war ja noch ein kleines Mädchen, die Jüngste, aber auch ich bekam ganz kurz vor dem Fest dann meine Aufgabe. Ich musste immer die frischen Hüllen der Sofakissen zunähen, denn wir hatten keine mit Reißverschluss und / oder Druckknöpfen. Ja, alles wurde sauber und frisch und schön hergerichtet.
Sie beriet sich mit der Oma, die bei uns im Haushalt lebte, wegen des weihnachtlichen Speiseplans und es gab immer etwas Besonderes. Ich stelle mir das im Nachhinein schrecklich vor, eine so große Familie zu versorgen, aber ich glaube, ich hätte es auch geschafft, wenn auch mit vielen nervlichen und sonstigen Belastungen.
Wenn es an die Weihnachtsbäckerei ging, dann war Muttern nicht mehr zuz bremsen. Sie hat hunderterlei Rezeptea ausprobiert und war von einem schon fast fanatischen Ehrgeiz besessen, die besten und köstlichsten Plätzchen weit und breit zu haben. Und natürlich habe ich geholfen. Ich musste immer das Eiweiß steif schlagen. Das hab ich nicht so gerne gemacht, denn das musste noch manuell mit einem Schneeschläger mit Handrädchen gemacht werden - von wegen elektrisch. Ich durfte auch verzieren und dekorieren. Meine Kreativität hat meine Mutter wohl schon bald ernst genommen. Und Haselnüsse musste ich reiben. Mit einer Hand-Moulinette - auch von wegen elektrisch. Das kam alles erst später, als es uns besser ging. Na ja, solche Dinge, das war denn mein Job zu Weihnachten.
Ich entsinn mich auch noch an das Weihnachtsfest, an dem jedes von uns Kindern sozusagen seine eigene Tafel Scholkolade auf dem Bunten Teller hatte. Gott, hab ich die genossen und vor allen Dingen eingeteilt! Das erzähl mal heute den Kids, die keinen Nikolaus außer dem lilafarbenen wollen. Die glauben dir das fast nicht.
Wir haben auch jahrelang zu Weihnachten eine brennende Kerze für die Menschen "in der Ostzone" ins Fenster gestellt. So habe ich den Sinn auf jeden Fall in Erinnerung. Ich hab immer höllische Angst gehabt, dass ein Vorhang Feuer fangen könnte usw. usf. Obwohl wir ja immer, wenn die Kerzen am Baum angezündet wurden, schon einen Eimer mit Wasser bereit gestellt hatten.
Es war also alles gar nicht soo schlimm. Nur die Sache mit den Geschenken - da hätte ich mir als kleines Mädel schon so manches mehr gewünscht. So war das damals...
Ich selbst habe auch Weihnachtsschmuck aus dem Erzgebirge, auch eine Pyramide. --------
Jetzt hab ich wirklich fast eine Stunde gesucht und das Originalbild trotzdem nicht gefunden, aber ich habe es in einem selbstgebastelten Kalender für den Monat Dezember verwendet und hab es mal schnell eingescannt.
Es ist nur eine kleine, schnuckelige Pyramide und wir stellen sie fast jedes Jahr auf.
Zum Thema Bergbau mag ich mich gar nicht recht äußern, weil für mich der Bergmann ein Mensch ist, vor dem ich allergrößten Respekt habe. Es gibt Regionen, da bleibt den Männern (und früher sicher auch den Frauen) nichts anderes übrig als im Bergbau zu arbeiten, aber für mich hat das schon etwas von lebendig begraben sein und das jagt mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Ich besuche auch keine Höhlen, keine Gebirgsklamms (-klämmen???) und derartiges, weil ich dieses schreckliche Gefühl des Eingeschlossenseins und Nicht-entrinnen-könnens einfach nicht ertragen kann.
Jetzat muss ich aber die Mauerfall-Feier aus Berlin weiter verfolgen. Und heute abend geht es dann dort ja erst recht zur Sache.
Na, ich bin ja mal gespannt...
Liebe Grüße,
die Donna