Hallo,
letzten Sonntag gab es ein Gespräch bei Herrn Jauch mit dem Kachelmann-Ehepaar.
Ich habe mir das nicht so konzentriert angeschaut, aber interessant war die Frage,
was Herr Kachelmann nun eigentlich noch erreichen will und wie er allgmein argumentiert.
Daß sich die Boulevardmedien auf einen solchen Fall sofort stürzen, ist wohl kaum zu
vermeiden. Wie sich jedoch die Justizorgane verhalten - das ist schon eine andere Frage.
Wenn interne Ermittlungsergebnisse an diese Medien lange vor Ermittlungsabschluß
weitergegeben werden - so etwas gehört meiner Ansicht nach unter Strafe gestellt. Ab einem
bestimmten (sicheren) Erkenntnisstand sind selbstverständlich alle Informationen, die einem
Gericht und der Staatsanwaltschaft vorliegen, öffentlich zu machen (spätestens bei Anklage),
weil natürlich auch die öffentliche Führung eines Prozesses ein Grundsatz ist. Und dieses
zum Schutz aller Seiten - des Klägers, des Angeklagten und auch des Gerichts (und auch
der Öffentlichkeit). Das differiert natürlich im Umfang - je nach öffentlichem Interesse.
In seinem Falle kann sich der Herr Kachelmann sicher zurecht aufregen, daß es schlecht
gelaufen ist.
Was mir auch noch seltsam erscheint, ist die Tatsache, daß die Qualität des Rechtsanwalts eine
entscheidende Rolle spielen kann. So etwas dürfte vor Gericht weniger wichtig sein,
wenn die vorliegenden Informationen (Beweise, Indizien, Gutachten) verantwortungsbewußt
und kompetent bewertet werden.
Wenn der Herr Kachelmann nun argumentiert, daß im Falle von Vergewaltigungen beide
Seiten auch gesellschaftliche Unterstützung erfahren sollten, hat er allgemein nicht unrecht.
Solche Vorfälle entstehen durch alle möglichen Einflüsse auf allen Seiten. Ganz gleich, was
sich da nun konkret abgespielt hat, ob es Gewalt gab, oder auch nicht, sondern
nur eine falsche Beschuldigung in die Welt gesetzt wird - irgenwie sollte man versuchen, allen
zu helfen, unabhängig davon, was strafrechtlich droht und verhandelt werden muß.
Vielleicht sagt auch irgendwann der zweite von beiden an dem Vorgang Beteiligten die Wahrheit?
Ich formuliere das einmal absichtlich so positiv, denn man kann es auch genauso positiv
gesehen formulieren:
Einer der beiden Gegner in dem Prozeß hat die Wahrheit gesagt!
(Wenn es noch eine andere Möglichkeite gäbe, daß beide gelogen haben oder beide die Wahrheit
sagten - das wäre natürlich hoch interessant!
)