Das E. oder I.?




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Das E. oder I.?

Beitragvon miljas » 03.07.2011, 06:21

Hallo,

ich habe satirisch diese erneute Begriffsverwendung kommentiert.
Vielleicht ist es besser, es noch einmal ganz direkt anzusprechen.

Es gibt zwei Begriffe, die Dasselbe meinen: EGO und ICH.
In meinen Augen ist es jedoch etwas Unterschiedliches.
Wenn man beide Worte jeweils ausspricht, wird man feststellen, daß es Unterschiede gibt.
Das eine ist zweisilbig, dennoch kurz und vor allem: spitz. Wegen des Mittel-"G".
Das andere einsilbig und weicher.

Inhaltlich stehen beide Worte als Begriff für das bewußte Sein, also das
Denken, Fühlen und Handeln des (einzelnen) Menschen.

Daß dieses bewußte Sein kompliziert und vielschichtig ist - darüber werden sich wohl alle einig
sein. Das wird umschrieben mit allen möglichen Formulierungen wie "menschliche Abgründe"
oder "der Mensch ist gut".

Nehmen wir einmal an, beide Richtungen sind gleich stark verteilt in den Menschen
und es gibt eine Chance, der Verbesserung des Menschen durch eine Konzentration/Förderung
der besseren Seiten - mit welchen Worten sollte man dies initiieren und begleiten?
Könnte es denn tatsächlich sein oder anders gefragt: gäbe es so etwas in der Realität,
daß ein Mensch die Bezeichnung "Ego" als förderlich, oder wenigstens als neutral,
ansehen kann?
Aus meinem Blickwinkel handelt es sich bei Verwendung dieses Begriffes um einen
Angriff, um einen Vorwurf. Das wird ja auch deutlich sichtbar an all den anderen
erweiterten Begriffen wie "Egoist", "Egozentrik", "Egomanie". Man nenne mir einen
Begriff mit diesem Teilbegriff "Ego", der Positives ausdrückt.

"Ego" ist ein Fremdwort.
Direkt gemeint - es kommt aus dem Griechischen.
Auch im Sinne des Wortsinnes - es befremdet.

Und wie ein Autor, der so viel geschrieben und so viel nachgedacht hat, ein solches Wort
verwenden kann - das ist mir unbegreiflich. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß
er überhaupt kein Sprachgefühl haben sollte?

Genauso, aus Gründen des Sprachgefühls, lehne ich die Verwendung der Begriffe "Emotio"
und "Ratio" ab. Das sind Fremdworte, die in den Ursprungssprachen gut funktionieren mögen.
Gegenüber dem Menschen hier jedoch schaffen diese Begriffe Fremdheit, vergrößern sie die
innere Fremdheit des einen oder anderen Menschen gegenüber sich selbst oder gegenüber
anderen, die sich aus der Entwicklung manchmal ergibt.
"Gefühl" und "Denken" - das ist hier menschlich. Alles andere
ist aufgepfropft, verwirrt, ja sogar kann es so weit führen - es entstellt!

(Wobei es noch einen kleinen Unterschied gibt - "emotional" und "rational" sind Worte,
die sich besser eingefügt haben, weil es für "Gefühl" und "Denken" keine so gut sprechbaren
Adjektive gibt. Daß dabei wiederum muttersprachlicher Inhalt verloren geht, ist auch an
dieser Stelle leider so - anstelle von "emotionaler" Mensch, wäre es besser zu sagen:
"gefühlsbetonter" Mensch
oder anstelle von "rationaler" Mensch vielleicht: "verstandesorientierter" Mensch. Erst mit
diesen viel bildlicheren Begriffen bekommt die Sprache Leben und Herz!).

Ich sage es einmal etwas zugespitzt: Die Sprache wird schlecht behandelt, aber im Grunde
genommen wird - ob gewollt oder ungewollt - der Mensch schlecht behandelt!


Viele Grüße - miljas :t252: :t252:

PS.:
Dieses am Folgetag veröffentlichte Zitat von Peter Lauster

"Verlust von Besitz, Verlust durch Krankheit, Versagen
des Körpers, Verlust durch Intrige oder Betrug, das alles
ist nicht so schlimm, wie Verlust an Redlichkeit,
Sinnlichkeit und Weisheit."

ist nicht jungfräulich - ich fand es bereits vor Jahren.
Allerdings sollte sich der Autor vielleicht jetzt einmal fragen,
ob diese Aussage nicht auch ihm selbst für eine Korrektur seines
eigenen Verhaltens nützlich sein kann.
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von Anzeige » 03.07.2011, 06:21

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