Guten Abend,
wenn es um "DDR" geht, denke ich doch mehr an
Personen, die wissenschaftlich/technisch-kulturell
oder auch im Politbereich pragmatisch und linksliberal
tätig waren. Das war auch die einzige Chance für diesen
Staat.
Die Politbüro-Figuren, und auch Honnecker,
waren uninteressant, aber natürlich waren sie leider
nicht unwesentlich, im Gegenteil. Und Honecker im Speziellen -
mit seiner Farblosigkeit - es war mir immer ein Rätsel,
wie er an die Staatsspitze gebracht und dort gehalten wurde.
Diese Doku ist leider wieder im "History"-Stil, aber die
genannten Fakten und Entwicklungen sind interessant:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2247682/Geheimakte-Honecker
Daß der Liedermacher Reinhold Andert mit Honecker nach seinem Sturz zu tun hatte,
war mir bekannt. Aber woher kannte er ihn persönlich?
Aha - er traf ihn in seinem Wohnhaus (einem Hochhaus im
Zentrum Berlins), wo Honneckers Tochter seine Nachbarin war:
http://poessneck.otz.de/web/lokal/kultu ... -957362954
Naja - man kann es nehmen wie man will - ein typischer Dikdator
war Honnecker nicht, obwohl er wahrscheinlich vieles Schlechtes
unterschrieben hat und dann natürlich der dikdatorische Apparat
tätig wurde. Wenn Ulbricht tatsächlich am Ende seines Lebens
wieder stärker auf Privatinitiative in der Wirtschaft kommen wollte,
war Honnecker ein Rückschritt. Ich entsinne mich noch, wie man
Anfang der 70er Jahre die letzten mittelständischen Firmen
verstaatlichte und dies als großen Fortschritt anpries.
Honnecker wollte immer viel verteilen (Wohnungsbau, Sozialmaßnahmen),
aber von Wirtschaftsfragen hatte er keine Ahnung. Und die meisten
derjenigen, die dazu etwas zu sagen, zu beraten und zu entscheiden
hatten, auch nicht.
Letzlich aber saß dieser Staat insgesamt zwischen zwei Stühlen.
Auf der einen Seite Moskau, als der eigentliche Herrscher
und auf der anderen Seite der Westen mit seiner größeren Attraktivität.
Und ein Typ wie Honnecker - wie sollte er einer solchen Situation
gewachsen sein?
Herr Andert hatte seit 1980 Auftrittsverbot.
Warum denn das? Wegen dieses Liedes wohl eher nicht! :
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=0NB3KsNuCwI[/youtube]
Reinhold Andert - "Vor dem Mausoleum" (5:48 min)
Nachtrag:
Ich erinnere mich. Reinhold Andert übersetzte Lieder von
Wyssozki. Der Mann war mit seinen Songs in der Sowjetunion
nicht in den Medien erlaubt bzw. stark ausgegrenzt. Vielleicht
hing Anderts Auftrittsverbot damit zusammen.